KI in der Arbeitswelt: Schafft künstliche Intelligenz mehr Arbeitsplätze, als sie vernichtet?

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Künstliche Intelligenz in der ArbeitsweltJahrelang wurde darüber spekuliert und plötzlich war sie da: Künstliche Intelligenz (KI) – nutzbar für jedermann mit stabiler Internetverbindung. Das bekannteste Tool von allen: ChatGPT. Während die einen es als neue Suchmaschine nutzen, die Google gehörig Konkurrenz macht, Schüler es bei Hausaufgaben verwenden, Studenten Unterstützung bei wissenschaftlichen Arbeiten finden, wenden es andere direkt in ihrer alltäglichen Arbeit an. Und erschrecken vermutlich: Denn findet der Chef oder der Kunde erst einmal heraus, wie er die vielen KI-Tools selber nutzen kann, wird der Mitarbeiter obsolet. Doch ist künstliche Intelligenz wirklich ein Schreckgespenst, das im großen Stil Arbeitsplätze vernichten wird oder schafft sie gar neue Möglichkeiten und Berufsbilder? Wir versuchen, dieser Frage auf den Grund zu gehen. 

KI in der Arbeitswelt: Transformation der Arbeitsweise

Es ist unbestreitbar, dass KI (und die damit verbundene Automatisierung) die Arbeitswelt einmal auf den Kopf stellen und bestimmte Arbeitsplätze in einigen Branchen überflüssig machen wird. Dies gilt insbesondere für repetitive Aufgaben in der Fertigungsindustrie, im Einzelhandel und in der Verwaltung. Roboter können Aufgaben schlichtweg schneller und genauer erledigen als Menschen, ohne Urlaub oder Pausen zu benötigen. Intelligente Softwares haben keine Teamkonflikte, verfallen nicht in Burnout oder sind Low Performer, die man wie Mitarbeiter immer wieder motivieren muss. Sie funktionieren einfach leistungsfähig und stehen dem Erfolg eines Unternehmens nicht mit privaten oder krankheitsbedingten Ausfällen im Weg.

Doch nicht immer führt künstliche Intelligenz zu Stellenstreichungen – häufig wird KI ergänzend eingesetzt, wodurch Mitarbeiter mehr Kapazität für anspruchsvollere Aufgaben haben. Ein Beispiel ist die Kundenbetreuung: Chatbots und virtuelle Assistenten können einfache Anfragen bearbeiten, während Mitarbeiter sich komplexeren Kundenanliegen widmen, die menschliches Einfühlungsvermögen erfordern. Das verbessert nicht nur die Qualität der Dienstleistung, sondern erhöht auch die Zufriedenheit der Belegschaft. Sicher ist, dass künstliche Intelligenz unsere Arbeitsprozesse zunehmend verändern wird! 

Künstliche Intelligenz und Arbeitsplätze: Die Automatisierung von Tätigkeiten

In welchen Bereichen muss aber damit gerechnet werden, dass künstliche Intelligenz menschliche Arbeitskräfte ersetzt? KI-basierte Systeme können sich wiederholende, fehleranfällige Aufgaben schneller und präziser erledigen als Menschen. Laut einer aktuellen Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen, sind besonders klassische Bürojobs betroffen: Hier könnte etwa drei Viertel der Tätigkeiten ergänzt oder ersetzt werden. 

Aufgaben mit hoher GPT Belastung

Grafik 1 zeigt, welche Berufe besonders von GPT (Generativer vortrainierter Transformer) beeinflusst oder gar abgelöst werden könnten. Hier wird deutlich sichtbar, dass das KI-Potenzial bei den Büroangestellten mit Abstand am größten ist. Bei ihnen fallen etwa 24 Prozent aller Tätigkeiten in die Kategorie der stark KI-belasteten Tätigkeiten. Berücksichtigen wir auch Aufgaben mit mittlerer Belastung (58 Prozent aller Aufgaben), könnten ganze 82 Prozent der Büroarbeiten durch KI ersetzt werden. Dies steht im starken Kontrast zu den anderen Berufsgruppen, in denen höchstens ein Viertel der Arbeit KI-Potenzial hat. Besonders im Handwerk, aber auch bei Managerpositionen ist zumindest die nächste Zeit nicht damit zu rechnen, dass künstliche Intelligenz Arbeitsplätze vernichtet.

Die Automatisierung durch den Einsatz von KI ist jedoch nicht nur auf einfache Tätigkeiten beschränkt. Die Versicherungsbranche nutzt die Technologie für die Analyse großer Datenmengen bei der Schadenbearbeitung und Risikobewertung. Fortschrittliche KI-Systeme sind sogar in der Lage, komplexe Aufgaben in der Medizin auszuführen. Bereits heute analysieren Computeralgorithmen Röntgenbilder automatisch. Selbst in die Kreativbranche, die lange als unangreifbar galt, hat KI Einzug gehalten. Sie kann Drehbücher und Werbetexte schreiben, Bilder generieren, Fotos bearbeiten und Musik komponieren. 

KI in der Arbeitswelt: Das Entstehen neuer Arbeitsplätze

Künstliche Intelligenz zerstört jedoch nicht nur Arbeitsplätze, sondern schafft auch neue. Die oben erwähnte ILO-Studie prognostiziert, dass vermutlich mehr Jobs neu entstehen, als vernichtet werden. Besonders in diesen Bereichen werden durch den Einsatz von KI Fachkräfte benötigt werden:

Entwicklung und Wartung von KI-Systemen: Hier sind hochqualifizierte Datenwissenschaftler, Softwareentwickler und Ingenieure gefragt. Sie werden in Unternehmen und Forschungseinrichtungen benötigt, um KI-Algorithmen zu entwickeln, zu trainieren und zu verbessern. In diesem Beitrag finden Sie mehr Infos zum Berufsbild des KI-Experten.

Anpassung und Integration in bestehende Branchen: Unternehmen, die KI in ihre Geschäftsprozesse integrieren möchten, brauchen Systemintegratoren, IT- und KI-Berater, um die Technologie an ihre spezifischen Anforderungen anzupassen.

Aufstrebende Branchen und neue Anwendungen: KI eröffnet neue Geschäftsfelder und Märkte, die zuvor nicht existierten. Beispielsweise hat die Entwicklung autonomer Fahrzeuge eine Nachfrage nach Ingenieuren, Datenanalysten und Sicherheitsexperten geschaffen. 

Forschung und Entwicklung: Forschungseinrichtungen und Start-ups, die an innovativen KI-Technologien arbeiten, sind auf talentierte Wissenschaftler und Ingenieure angewiesen, um die Grenzen des Möglichen zu erweitern.

Kann KI die Fachkräftelücke schließen?

Egal, ob in der Pflege, im Ingenieurwesen oder in der Verwaltung: Fast überall fehlen Fachkräfte. Die Hoffnung, dass KI diese Lücke schließen wird, ist groß. Aber wie realistisch ist das? Es finden sich schon heute zahlreiche Beispiele in verschiedenen Branchen für die Entlastung von Mitarbeitern durch den Einsatz künstlicher Intelligenz:

In Arztpraxen nehmen Sprachassistenten Anrufe entgegen, vergeben Termine und nehmen Rezeptbestellungen auf. In der Justizverwaltung analysieren und sortieren KI-Systeme umfangreiche Verfahrensdokumente, wodurch Richter die Fälle schneller abarbeiten können. Im Handwerk kann die Technologie die Sachbearbeitung optimieren und erheblich beschleunigen, wodurch mehr Zeit für handwerkliche Dienstleistungen bleibt. 

Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt kann also dazu beitragen, bestehende Arbeitskräfte effizienter zu nutzen, indem sie repetitive Aufgaben automatisiert und Fachleuten mehr Zeit für anspruchsvollere Aufträge verschafft. Darüber hinaus erledigt KI bestimmte Aufgaben, für die normalerweise spezialisierte Kenntnisse und Fähigkeiten erforderlich sind. In der Medizin unterstützen KI-Systeme beispielsweise bei der Analyse von Bildern und diagnostischen Verfahren, was die Arbeitsbelastung der Ärzte verringert. In der IT-Branche helfen sie bei der Überwachung von Netzwerken und bei der Fehlerbehebung. Dadurch wirken sie auch dem IT-Fachkräftemangel entgegen.

KI allein wird vermutlich dennoch nicht die gesamte Fachkräftelücke schließen können. Sie sorgt für eine Effizienzsteigerung und die Automatisierung vieler Tätigkeiten, aber menschliche Expertise und Urteilsvermögen bleiben unersetzlich. Grafik 2 zeigt die Aufgaben, die nach den Erkenntnissen der ILO Studie automatisiert werden können:

Aufgaben mit hohem Automatisierungspotenzial

KI in der Arbeitswelt: Die Rolle von Bildung und Umschulungen

In einer sich schnell wandelnden Arbeitswelt sind die Anforderungen an Mitarbeiter vielfältiger und anspruchsvoller denn je. Neben den traditionellen fachlichen Qualifikationen sind nun auch neue Kompetenzen von entscheidender Bedeutung, um von den Chancen der KI-Revolution profitieren zu können. Anpassungsfähigkeit und die Bereitschaft zur lebenslangen Weiterbildung garantieren langfristigen Erfolg im Beruf und lassen Unternehmen agil bleiben.

Schlüsselkompetenzen für den Arbeitsmarkt der Zukunft sind:

  • Datenkompetenz: die Fähigkeit, Daten zu analysieren und daraus Erkenntnisse zu gewinnen.
  • Technische Kompetenz: Verständnis der Funktionsweise von KI-Technologien und deren Anwendung in verschiedenen Branchen.
  • Interaktion mit KI-Systemen: die Fähigkeit, effektiv mit KI-Systemen zu arbeiten und zu kommunizieren.
  • Soft Skills: Kreativität, kritisches Denken und Problemlösungsfähigkeiten – menschliche Qualitäten, die KI nicht ersetzen kann.
  • Lebenslanges Lernen: die Bereitschaft zur kontinuierlichen Weiterbildung und zur Anpassung an sich wandelnde Anforderungen.
  • Kommunikationsfähigkeit: die Fähigkeit, komplexe Ideen und Erkenntnisse verständlich zu vermitteln, insbesondere in einem interdisziplinären Umfeld.
  • Ethik und Verantwortung: ein Bewusstsein für die ethischen Fragen und die sozialen Auswirkungen von KI sowie die Fähigkeit, verantwortungsbewusst zu handeln.

Welchen Einfluss hat KI auf Berufe weltweit? Welche geschlechtsspezifischen Auswirkungen gibt es?

Die Auswirkungen der künstlichen Intelligenz auf die Gesellschaft sind vielschichtig und werden in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen. Neben den schon genannten positiven wie negativen Aspekten bringt sie auch sozioökonomische Herausforderungen mit sich. Wie wird etwa sichergestellt, dass die Veränderung oder Zerstörung traditioneller Berufsbilder nicht zu mehr Arbeitslosigkeit und größerer wirtschaftlicher Ungleichheit führt? 

Arbeitsplätze mit Automatisierungspotenzial

In Grafik 3 wurden 59 Länder verglichen, acht Länder mit niedrigem Einkommen, 24 Länder mit niedrigem bis mittlerem Einkommen, 19 Länder mit hohem bis mittlerem Einkommen

Länder und acht Länder mit hohem Einkommen. Die ILO-Studie beleuchtete das letzte verfügbare Jahr für jedes Land und berechnete den Anteil der einzelnen Berufe, die durch KI entweder automatisiert oder ergänzt werden. Es erfolgte eine weitere Untergliederung nach Geschlecht.

Folgende Schlüsse lassen daraus sich ziehen:

#1 Die Zahl der Arbeitsplätze mit Erweiterungspotenzial (KI unterstützt die Arbeitskraft) ist deutlich höher als die Zahl der Arbeitsplätze, die ein hohes Automatisierungspotenzial (KI ersetzt die Arbeitskraft) aufweisen.

#2 Wohlhabendere Länder sind zwar wahrscheinlich mit stärkeren Störeffekten beim technologischen Übergang konfrontiert, werden dank dem KI-Erweiterungspotenzial aber langfristig höhere Nettogewinne erzielen.

#3 Wenn wir die Schätzung auf die Anteile der weiblichen und männlichen Beschäftigung aufschlüsseln, stellen wir fest, dass 3,7 Prozent aller weiblichen Beschäftigten weltweit in Berufen tätig sind, die potenziell durch generative KI-Technologie automatisierbar sind, verglichen mit nur 1,4 Prozent der männlichen Beschäftigten.

#4 In Ländern mit hohem Einkommen liegt der Anteil der potenziell betroffenen Frauenarbeitsplätze bei 7,8 Prozent, mehr als doppelt so hoch wie der Anteil von 2,9 Prozent der Männerarbeitsplätze in dieser Einkommensgruppe.

#5 Zugleich ist der Anteil der Arbeitsplätze mit hohem Aufstockungspotenzial bei Frauenarbeitsplätzen in allen Einkommensgruppen größer als bei Männern.

#6 Dies deutet darauf hin, dass jede Form des technologischen Übergangs eine stark geschlechtsspezifische Auswirkung hat. Ein schlecht geführter Prozess würde Frauen unverhältnismäßig schaden, während ein gut geführter Übergang wichtige Chancen für die Stärkung der Rolle der Frau bieten würde.

Es ist also entscheidend, Bildungs- und Umschulungsprogramme zu entwickeln, um die Bevölkerung auf KI in der Arbeitswelt vorzubereiten. 

Wie wird sich KI auf die Gesellschaft auswirken?

Von großer gesellschaftlicher Bedeutung ist auch der Umgang mit den ethischen Fragestellungen in Bezug auf die Technologie. Die vielerorts im Recruiting eingesetzten Bewerbungsroboter, die bei der Personalsuche helfen sollen, sind nicht ohne Grund umstritten. Ob sie eine faire Vorauswahl treffen, hängt von den Daten ab, mit denen sie gefüttert werden und auf deren Basis sie ihre Entscheidungen treffen. Lesen Sie dazu auch unseren Artikel Künstliche Intelligenz im Recruiting

Die Gefahr von Urheberrechts- und Datenschutzverstößen durch KI-Tools in den unterschiedlichsten Einsatzbereichen besteht immer dann, wenn urheberrechtlich geschützte Inhalte und personenbezogene Daten zum Training der Anwendungen genutzt werden. Eine Regulierung und Überwachung von künstlicher Intelligenz ist also vonnöten. Die EU hat bereits im Juni 2023 den ​​Artificial Intelligence Act (AIA) verabschiedet, mit dem sie die Technologie „zähmen“ und die Bürger vor Diskriminierung, Überwachung und Manipulation schützen will. 

Zusätzlich sollten Regierungen und Unternehmen in Bildungsprogramme und Umschulungsmaßnahmen investieren, um den Menschen den Übergang in die neue, von KI geprägte Arbeitswelt zu erleichtern und um sicherzustellen, dass betroffene Arbeitskräfte sowohl Unterstützung erhalten als auch alternative Beschäftigungsmöglichkeiten finden. 

Fazit: KI in der Arbeitswelt

Ob künstliche Intelligenz langfristig mehr Jobs schafft als zerstört, ist schwer vorherzusagen. Aktuelle Studien zeichnen ein optimistisches Bild voller Möglichkeiten für Unternehmen und Mitarbeiter. Die Auswirkungen von KI auf den Arbeitsmarkt hängen von vielen Faktoren ab, etwa von der Art der Tätigkeit, der Branche, den Investitionen in Bildung und Umschulung und vom Umfang der Regulierung der Technologie. Eines ist sicher: KI führt zu einem tiefgreifenden Wandel, sowohl in der Arbeitswelt als auch in der Gesellschaft. Sie birgt Risiken, aber auch Möglichkeiten – und es ist Aufgabe der Politik und der Unternehmen, einen Rahmen zu schaffen, der den Menschen Chancen bietet, sich an die veränderten Bedingungen anzupassen. Und schließlich liegt es an jedem Einzelnen, diese Chancen auch zu nutzen.

Florenz Klasen | TechMinds Personalberatung Team

AUTOR DES BEITRAGS

Florenz Klasen, Wirtsch.-Ing. (Managing Partner, Senior HR Consultant)

Der gebürtige Hamburger, Florenz Klasen, studierte Wirtschaftsingenieurwesen in Hamburg und Birmingham. Zunächst arbeitete Herr Klasen im internationalen Tech-Konzern NXP und arbeitet nun seit über 7 Jahren im Executive / Expert Search. LinkedIn-Profil >  | Interview mit Florenz Klasen >

Herr Klasen ist bei TechMinds Ihr primärer Ansprechpartner, ob zu Personalvermittlung von Führungskräften für IT & Tech, Fachkräftevermittlung oder Personalberatung für Digitale Transformation. TechMinds ist die Tech & IT Personalvermittlung und spezialisierter Tech & IT Headhunter mit Boutique-Charakter.

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