Agiles Unternehmen: Diese Methoden sollten Sie kennen

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Agiles UnternehmenStehen Unternehmen still und können sich nicht an veränderte Marktbedingungen anpassen, bedeutet das meist, dass die Konkurrenzfähigkeit verloren geht und das wirtschaftliche Aus droht. Vor allem in Zeiten der Digitalisierung und Globalisierung wird es immer wichtiger, flexibel auf Geschehnisse zu reagieren – zu starre und klassische Unternehmensstrukturen blockieren agile Prozesse bereits in den Anfängen.

Die Lösung ist das Konzept der ‚Agilität‘, das die Organisationsstruktur in Unternehmen umkehrt: Während sich herkömmliche Betriebe vor allem über ihre Leistung und ihre Produkte – also das ‚Was‘ ihres Unternehmens – definieren, ist für agile Betriebe das Produkt letztendlich nur Mittel zum Zweck für einen allgemein höheren Sinn. Dieser gibt einerseits der Arbeit einen inhaltlichen Rahmen und ist andererseits Grundvoraussetzung für die Selbstverantwortung des Teams und einen agilen Arbeitsstil.

Dass deutsche Unternehmen bisher nicht zu den Spitzenreitern im Bezug auf Agilität gehören, zeigt eine internationale Umfrage der Hochschule Karlsruhe im Rahmen der BMBF-geförderten Wirtschafts- und Wissenschaftsinitiative ‚AgilHybrid‘. Während vor allem China und Indien mit dem Einsatz agiler Methoden glänzen, ist Deutschland als Industrienation eher auf einem der hinteren Plätze zu finden: 88 Prozent der chinesischen und 82 Prozent der indischen Unternehmen nutzen agile Entwicklungsmethoden – in Deutschland sind es dagegen nur 45 Prozent. Das spiegelt sich auch im Agilitätsindex: Deutschland schneidet mit einer Bewertung von 0,52 am schlechtesten ab (Indien: 0,91; China: 0,91). Es besteht somit großer Handlungsbedarf in deutschen Unternehmen, wenn (internationale) Konkurrenzfähigkeit und Wirtschaftlichkeit keinen Schaden nehmen sollen.

Doch wie gelingt es Ihnen, in Ihrem Unternehmen agile Strukturen zu etablieren? Was bedeutet es überhaupt, ‚agil‘ zu sein? Welche Methoden gibt es, um mehr Agilität in Ihren Betrieb zu bringen? Und von welchen Vorteilen profitiert Ihr Unternehmen, wenn Sie eine agile Arbeitsstruktur umsetzen? Diese Fragen beantworten wir Ihnen in diesem Artikel – so können Sie Schritt für Schritt für mehr Agilität in Ihrem Unternehmen sorgen.

Definition ‚Agiles Unternehmen‘

Der lateinische Terminus agilis bedeutet so viel wie ‚gewandt‘, ‚wendig‘ oder ‚flexibel‘ – ein agiles Unternehmen zeichnet deshalb aus, dass es sich innerhalb kürzester Zeit an neue Marktanforderungen anpassen kann. Das Gabler Wirtschaftslexikon versteht und Agilität die „Gewandtheit, Wendigkeit oder Beweglichkeit von Organisationen und Personen bzw. in Strukturen und Prozessen“. Agilität heißt, „dass Prozesse unterbrochen und angepasst sowie Projekte wiederholt neu aufgesetzt werden, etwa mit Blick auf veränderte Kundenwünsche und Marktanforderung“.

Agile Unternehmen sind in Bezug auf Veränderungen nicht nur reaktiv, sondern proaktiv und initiativ. Es geht somit nicht nur darum, auf Ereignisse zu reagieren, vielmehr soll der Wandel aktiv und von Unternehmensseite aus mitgestaltet werden. Vor allem auch im Hinblick auf die digitale Transformation ist Agilität in Unternehmen unerlässlich.

Agilität setzt sich aus zwei Bausteinen zusammen – „doing agile“ (Methoden) und „being agile“ (Mindset). In einem agilen Unternehmen müssen beide Komponenten im richtigen Verhältnis zueinander vorhanden sein.

Agilität vs. Flexibilität

Sie denken bei ‚Agilität‘ an ‚Flexibilität‘? Auch wenn die beiden Termini oft synonym verwendet werden, ist das nicht ganz korrekt. Handeln Sie als Unternehmer flexibel, bedeutet dies, dass Sie beispielsweise eine unerwartete Aufgabe erfolgreich abschließen und vielleicht auch Ihr zukünftiges Vorgehen an diese Erfahrung anpassen. Dennoch bedeutet Flexibilität nicht, dass Ihr Unternehmen agil ist, sondern vielmehr, dass es statisch zentral organisiert ist und auch Anpassungen oft zeitintensiv sind. Im Gegensatz zu flexiblen Unternehmen kann sich eine agile Organisation auch ohne zentrale Steuerung an neue Gegebenheiten anpassen.

Übrigens: Ursprünglich kommt der Begriff ‚Agilität‘ aus dem IT-Kontext. Softwareprojekte wurden immer komplexer, wodurch das klassische Wasserfall-Projektmanagement bald an seine Grenzen kam. Agile Methoden sorgten hier für schnelle Veränderungen und anpassbare Planungsintervalle.

Agiles Unternehmen: Sechs Säulen des unternehmerischen Erfolgs

Agilität ist eines der wichtigsten Management-Themen der nächsten Jahre und ausschlaggebend, wenn es um den wirtschaftlichen und unternehmerischen Erfolg einer Organisation geht. Ein agiles Unternehmen fußt auf sechs Säulen:

Agiles Unternehmen, 6 Säulen | TechMinds

#1. Säule: Sinngebung als agiles Unternehmensmerkmal

Während sich klassisch strukturierte Betriebe oft nur auf ihre Leistungen oder ihre Produkte konzentrieren, sind diese in agilen Unternehmen nur Mittel zum Zweck, denn: Ein höherer Sinn, die Mission der gesamten Belegschaft, steht im eigentlichen Fokus. Dieses gemeinsame Ziel ist die Basis eines selbstverantwortlichen und agilen Arbeitens. Ein wichtiger Schritt als agiles Unternehmen ist es, einen höheren Sinn zu definieren und alle Mitarbeitenden dafür zu begeistern.

#2. Säule: Kundenzentrierung im Fokus des agilen Unternehmens

Der Kunde ist König? Dieses Motto wird in einem agilen Unternehmen zur obersten Maxime – allerdings mit kleinem Twist: Kunden sind hier Teil der Wertschöpfung. Als agiles Unternehmen sollte Ihre Wertschöpfung immer von außen nach innen funktionieren, vom Kunden und dessen Customer Journey aus gedacht werden. Die Anforderungen an Ihr Team oder Ihre Produkte werden deshalb immer aus Perspektive der Kunden, als ‚User Stories‘ formuliert. Gleichzeitig bedeutet die Kundenzentrierung in einem agilen Unternehmen, dass der Kunde auch aktiv in die Entwicklung von Produkten oder Dienstleistungen einbezogen wird, beispielsweise durch Feedback-Gespräche oder Tests neuer Produkte. Dank dieser ehrlichen Kundenmeinung können Sie als agiles Unternehmen Ihr Angebot verbessern, anpassen oder weiterentwickeln.

TechMinds-Tipp: Sie sind gerade auf dem Weg, ein agiles Unternehmen zu werden und vergessen manchmal, dass der Kunde ein wichtiger Teil Ihres ‚Teams‘ ist? Ein kleiner Reminder, kundenzentriert zu denken, ist die Methode, einen leeren Stuhl in jedem Meeting für den Kunden im Raum bereitzustellen. So werden Sie immer wieder auch visuell daran erinnert, worum es eigentlich geht und wonach Sie Ihr Denken ausrichten müssen.

#3. Säule: Agiles Unternehmen braucht agile Führung

Agilität verlangt in vielen Bereichen ein Umdenken – so auch in der Führung eines Betriebs: Basis eines agilen Unternehmens ist eine gute, an den Mitarbeitern orientierte Führung. Diese Führungsmethode nennt sich ‚Servant Leadership‘ und geht davon aus, dass sich die Führungskraft als helfende Kraft an die zweite Stelle setzt – die klassische Hierarchie also umkehrt.

Im Fokus steht folglich nicht die Autorität des Vorgesetzten, sondern das Potenzial des gesamten Teams. Führung bedeutet hier, die Bedürfnisse der Mitarbeiter bei der Erfüllung ihrer Aufgaben zu erfüllen. Empathie, Teamgeist und Wertschätzung sind dabei unerlässliche Eigenschaften und sorgen dafür, dass Mitarbeiter und Unternehmen über sich hinauswachsen.

Wichtig dabei ist, dass die Führungskraft loslässt und Steuerung sowie Kontrolle aus der Hand gibt, sodass die Mitarbeitenden ihren eigenen Weg gehen können. Aufgabe eines agilen Chefs ist es zudem, die Ziele sowie den inhaltlichen Rahmen eines Projekts abzustecken, innerhalb dessen sich das Team allerdings selbstständig organisiert und autonom bewegt. Agiles Führen zählt unter anderem auch zu den Future Skills für IT-Führungskräfte.

Agiles Unternehmen, Agile Führung | TechMinds

#4. Säule: Agile Methoden

Um als agiles Unternehmen gelten zu können, müssen auch die Methoden, die angewandt werden, diesem Konzept entsprechen. Agile Methoden schaffen Sicherheit, strukturieren die Teamarbeit und beziehen außerdem auch die Bedürfnisse der Kunden mit ein, ohne die komplexen Rahmenbedingungen aus den Augen zu verlieren.

Ihr Unternehmen steckt noch in den agilen Kinderschuhen? Dann ist es umso wichtiger, auf feste agile Methoden zu setzen: Diese bieten Ihnen und Ihren Mitarbeitenden ein klares Regelwerk sowie eine gemeinsame Sprache, die Ihnen bei der Projektarbeit hilft. Durch eine klare Methodik erreichen Sie zudem eine hohe Prozesssicherheit. Darüber hinaus vermitteln auch Sie als Führungskraft Stabilität in einer dynamischen, sich schnell verändernden Umgebung. Welche Methoden für Ihr agiles Unternehmen genau infrage kommen, erfahren Sie weiter unten im Artikel.

#5. Säule: ‚Inspect & Adapt‘ als kontinuierliche Verbesserung

Als agiles Unternehmen wissen Sie: Die ständige Veränderung ist Teil des Systems. Das Konzept ‚Inspect & Adapt‘ bedeutet, dass Sie regelmäßig – und im besten Fall in kurzen Abständen – sowohl den Status als auch den Fortschritt Ihres Projekts überprüfen.

Dabei geht es vor allem darum, sich kontinuierlich einen Überblick darüber zu verschaffen, was bisher erreicht wurde. Die Erkenntnisse, die Sie daraus gewinnen, können Sie dann in die nächste Iterationsschleife einfließen lassen – einerseits inhaltlich, aber auch hinsichtlich der Zusammenarbeit Ihres Teams.

Wichtig ist, dass Sie zudem das Feedback Ihrer Kunden, der Mitarbeiter sowie Stakeholdern einbeziehen und die Chance ergreifen, notwendige Anpassungen vorzunehmen. Formate hierfür sind beispielsweise regelmäßige Reviews und Retrospektiven.

#6. Säule: Kultur und Mindset des agilen Unternehmens

Auch die Unternehmenskultur und das Mindset jedes einzelnen Teammitglieds entscheiden über Gedeih oder Verderb eines agilen Unternehmens. Die Zusammenarbeit sollte geprägt sein von dem Glauben, dass jeder Mitarbeiter sein Bestes gibt und eine hohe Verbindlichkeit sowie Klarheit gegenüber der eigenen Rolle im Team empfindet. Dabei steht das gemeinsame Ziel immer im Mittelpunkt.

Zudem ist eine positive Feedback- und Fehlerkultur unerlässlich für ein agiles Unternehmen: Fehler sind Teil des Lernprozesses und sollten offen besprochen werden. Auch der Umgang miteinander ist in agilen Organisationen ausschlaggebend: Das tägliche Miteinander sollte allem voran von Vertrauen, Respekt und Transparenz geprägt sein.

Ein agiles Unternehmen führen: Diese Methoden sollten Sie kennen

Agilität in Unternehmen gelingt nur, wenn sowohl die Mentalität als auch die Vorgehensweise im Arbeitsalltag agil sind. Mittlerweile gibt es vier Methoden, die sich in agilen Unternehmen etabliert haben: ‚Scrum‘, ‚Design Thinking‘, ‚Kanban‘ und ‚Lean Startup‘.

‚Scrum‘ für Ihr agiles Unternehmen

‚Scrum‘ konzentriert sich auf eine schrittweise Entwicklung eines Projektes, das schnell Zwischenergebnisse liefern soll und sich nach einer vorab formulierten Vision ausrichtet.  Der Begriff ‚Scrum‘ kommt ursprünglich aus dem Rugby und bedeutet übersetzt ‚dichtes Gedränge‘. Wie im Rugby geht es im Projektmanagement darum, nicht als Einzelkämpfer zu agieren, sondern im Team als Einheit einen Weg zurückzulegen und sich dabei den Ball hin- und herzuspielen.

Für die Scrum-Methode werden drei Rollen vergeben:

  • Das interdisziplinäre Team (1) arbeitet selbstbestimmt und -organisiert ohne Vorschriften und Projektleiter,
  • der Product Owner (2) – Stellvertreter der Anwender oder Kunden – definiert und priorisiert Arbeitsschritte sowie Anforderungen und
  • der Scrum Master (3) garantiert in der Funktion eines Moderators einen reibungslosen Ablauf, indem er dafür sorgt, dass Theorie, Praktiken und Regeln der Scrum-Methode eingehalten werden. Der Scrum Master ist zudem Ansprechpartner für Außenstehende.

Agile Methode ‚Design Thinking‘

Mit ‚Design Thinking‘ wird ein nutzerorientiertes Entwickeln von Lösungen beschrieben, das komplexe Probleme dank eines kreativen Innovationsprozesses in Angriff nimmt. Dieser Prozess wird in sechs Phasen aufgeteilt:

  • Phase eins versucht, den Nutzer zu verstehen (empathize),
  • um diesen daraufhin in der zweiten Phase beobachten (analyze) und
  • das Problem in Phase drei definieren zu können (define).
  • Phase vier beschäftigt sich damit, Ideen zu finden (ideate),
  • während in Phase fünf bereits Prototypen entwickelt werden (prototype).
  • Diese werden in der letzten Phase mit dem Nutzer geprüft (test).

Der gesamte Innovationsprozess wird so oft iterativ wiederholt, bis am Ende ein optimales Produkt generiert werden kann.

‚Kanban‘ für agile Teams

‚Kanban‘ kommt aus dem Japanischen und bedeutet ‚visuelles Signal‘. Mit der Kanban-Methode können Teams ihre Arbeiten an Services oder Technologien, die normalerweise nicht greifbar sind, sichtbar machen. Im Zentrum steht das Kanban-Board, auf dem drei Spalten zu sehen sind: „To Do“, „in Arbeit“ und „erledigt“.

Jede Teilaufgabe eines Teammitglieds wird auf einem Kärtchen notiert und einer der drei Kategorien zugeordnet. Allerdings dürfen keinesfalls mehr als zwei Kärtchen pro Teammitglied „in Arbeit“ sein. Sollte doch eine dringliche Aufgabe dazwischenkommen, können Arbeitsschritte, die bereits bearbeitet werden, zurückgestellt werden. Die Kanban-Methode kombiniert eine konstante Arbeitsauslastung mit einem flexiblem Eingehen auf veränderte Prioritäten oder Anforderungen im Projektmanagement.

Agile Methode ‚Lean Startup‘

Die agile Methode ‚Lean Startup‘ setzt sich zum Ziel, möglichst früh ein funktionsfähiges Produkt auf den Markt bringen zu können, um so möglichst schnell davon zu lernen. Im Fokus stehen dabei einerseits schlanke Prozesse sowie eine kontinuierliche Verbesserung durch iteratives, kundenzentriertes Testen. Die Entwicklung verläuft zyklisch in verschiedenen Experimenten, die innerhalb möglichst kurzer Zeit durchgeführt werden. Auch Kundenfeedback und das Austesten von Hypothesen fließen frühzeitig in die Produktentwicklung ein.

Der ‚Build-Measure-Learn‘-Zyklus ist die Basis des Entwicklungsprozesses: Sind Hypothesen erstellt, werden in der Bauphase Prototypen, Mockups oder Minimum Viable Products (MVPs) entwickelt, um die Hypothesen am Kunden zu testen. Die Messphase wertet die Tests aus und notiert die Erkenntnisse, um diese in der Lernphase zu analysieren und mit den Hypothesen abzugleichen. So können bereits frühzeitig Anpassungen vorgenommen werden.

Agiles Unternehmen: Diese Vor- und Nachteile gibt es

Agilität birgt viele Vorteile – beispielsweise kann sich ein Unternehmen schneller an aktuelle Anforderungen anpassen. Auf der anderen Seite hat die moderne Prozessstruktur auch Nachteile, die Sie kennen sollten, um diesen aktiv entgegenwirken zu können.

Vorteile agiles Unternehmen

  • Unternehmen kann schnell auf veränderte Marktsituation reagieren
  • Wirtschaftlicher Erfolg wird gesteigert: Effizienz von Prozessen bzw. Strukturen wird laufend hinterfragt & bei Bedarf angepasst
  • Fehler werden früh erkannt
  • Kostensparende Prozesse durch kurze Arbeitszyklen & regelmäßigem Feedback
  • Motivation der Mitarbeiter wird durch offene Kommunikations- und Unternehmenskultur gefördert
  • Mitarbeiter treffen Entscheidungen eigenständig & haben mehr Handlungsfreiheit
  • Optimale Abstimmung auf Kundenbedürfnisse durch konstante Kommunikation
  • Vorgesetzter als Berater: Führungskräfte üben keinen Druck durch Kontrolle oder Leistungsvorgaben aus, sondern unterstützen Mitarbeiter empathisch
  • Schnelle Ergebnisse, Time-to-Market verkürzt sich deutlich
  • Mitarbeiter haben direkten Anteil am Unternehmenserfolg
  • Verlässliche Qualität dank fortlaufender Tests, Qualitätsmängel werden zuverlässig aufgedeckt
  • Kostensenkung durch agiles Projektmanagement
  • Work-Life-Balance kann nach eigenen Bedürfnissen gestaltet werden
  • Kreativität, Weitblick und Verantwortungsbewusstsein der Mitarbeiter wird gefördert
  • Schneller Projektstart: Details müssen nicht schon im Voraus festgelegt werden

Nachteile agiles Unternehmen

  • Arbeitnehmer verlieren an Sicherheit & Bequemlichkeit: Alle Mitarbeiter müssen dazu bereit & fähig sein, mehr Verantwortung zu übernehmen
  • Vorgesetzte ‚verlieren‘ Machtposition, blockieren deshalb Wandel hin zum agilen Unternehmen
  • Zu viel Freiheit kann Mitarbeiter überfordern
  • Im Industriellen Umfeld können Produkte nicht rein agil entwickelt werden, da es lange Produktionszyklen gibt
  • Kritikfähigkeit ist wichtig: Arbeit permanent transparent & ständige Feedbackschleifen sowie Bewertungen
  • Überreizung durch offen gestaltete Arbeitsräume bei introvertierten oder hochsensiblen Mitarbeitern
  • Klassisches Qualitätsmanagement eher prozessorientiert, kann in agilen Unternehmen nur schwer umgesetzt werden

Sie sehen: Agile Methoden bringen viele Vorteile mit sich, die auch Ihren Unternehmensalltag maßgeblich optimieren. Da agiles Arbeiten nach dem Baukastenprinzip funktioniert, können Sie nach und nach verschiedene Techniken erproben, auf ihre Alltagstauglichkeit testen und Ihr Team so langsam an die neue Arbeitsweise gewöhnen.

Deutsche Unternehmen sind grundsätzlich noch eher verhalten gegenüber agilen Methoden, was eine Umfrage von StepStone und dem Kienbaum Institut aus dem Jahr 2019 zeigt: Nur 32 Prozent der befragten Arbeitnehmer arbeiten in Unternehmen, die Wert auf flache Hierarchien legen, Entscheidungskompetenz haben nur 28 Prozent der Mitarbeiter. Noch immer steckt auch eine produktive Fehlerkultur in den Kinderschuhen – lediglich 24 Prozent der Befragten kennen diese aus dem eigenen Unternehmen. Auch Innovationskraft und das aktive Fördern neuer Ideen kennen nur 16 Prozent der Arbeitnehmer.

Agiles Arbeiten, Status Quo in Deutschland | TechMinds

Agile Transformation: So etablieren Sie agile Strukturen in Ihrem Unternehmen

Sie wollen den großen Schritt wagen und agile Methoden in Ihrem Unternehmen etablieren? Dann müssen Sie zuerst an Ihrer eigenen Motivation ansetzen, ein agiles Unternehmen zu werden. Warum wollen Sie agil werden? Welche Gründe gibt es für die agile Transformation? Welche Ihrer alltäglichen, realen Probleme kann mehr Agilität lösen? Und was würde eine agile Struktur für Ihr Unternehmen bedeuten?

Agiles Unternehmen: Mission definieren

Im zweiten Schritt gilt es, eine Mission für Ihr Team und Ihr Unternehmen zu definieren – die Grundlage für agiles Arbeiten. Welchen höheren Sinn verfolgen Sie mit Ihrer Organisation? Was schätzen Ihre Kunden und wofür steht Ihre Marke?

Denken Sie immer vom Kunden aus und suchen Sie klare, substanzielle Antworten auf Ihre Fragen. So können Sie eine konsistente Mission für Ihr agiles Unternehmen definieren. Nur wenn alle Teammitglieder dieses gemeinsame sowie kundenbezogene Ziel vor Augen haben, können Sie selbstständig die richtigen Entscheidungen treffen.

Team für agiles Unternehmen begeistern

Gleichzeitig ist es wichtig, Ihr Team von der agilen Neuerung zu überzeugen. Preisen Sie agiles Arbeiten an – wie jede Neuerung braucht auch eine Transformation hin zu mehr Agilität einiges an Überzeugungsarbeit. Zeigen Sie Ihren Mitarbeitern die zahlreichen Vorteile des agilen Arbeitens auf und stellen Sie Unternehmen vor, die bereits große Erfolge mit Agilität erzielt haben.

Wenn Ihr Team noch gänzlich unerfahren hinsichtlich agiler Methoden ist, können Sie in Workshops oder E-Learning-Angeboten Wissen vermitteln und Ihren Mitarbeitern so die Berührungsängste nehmen. Auch wenn Sie als motiviertes Vorbild mit gutem Beispiel vorangehen und Ihrem Team Lust auf agiles Arbeiten machen, wird die Transformation einfacher von der Hand gehen. Suchen Sie sich, wenn möglich, weitere Verbündete im Unternehmen, die als Multiplikatoren fungieren können.

Transformation agiles Unternehmen: Quick Wins definieren

Für die agile Transformation Ihres Unternehmens ist es ausschlaggebend, erste Veränderungen nicht auf die lange Bank zu schieben. Beginnen Sie schnell, agil zu arbeiten. Agile Experimente eignen sich möglicherweise nicht für alle Teams oder Projekte in Ihrem Unternehmen: Identifizieren Sie deshalb bereits im Voraus Teams bzw. Projekte, mit denen Ihre Mitarbeiter agiles Arbeiten erproben können und auch Erfolg versprechen.

Wichtig ist, dass Sie einen Rahmen definieren, innerhalb dessen das agile Projekt umgesetzt wird. Mit Quick Wins überzeugen Sie auch Stakeholder von agilen Methoden und sammeln bereits in dieser ersten Phase wertvolle Praxiserfahrung.

Agiles Unternehmen: Regelmäßige Retrospektiven etablieren

Agiles Arbeiten funktioniert vor allem durch regelmäßige Retrospektiven der geleisteten Aufgaben und Reflexion der bisherigen Zusammenarbeit. Werfen Sie gemeinsam mit Ihren Mitarbeitern einen Blick auf die erzielten Ergebnisse und diskutieren Sie, welche Learnings und Anpassungen auf dem Weg hin zu mehr Agilität noch anstehen. Nur durch engmaschiges ‚Inspect & Reflect‘ kann agiles Arbeiten im Unternehmen verankert werden.

Um ein agiles Unternehmen zu werden, ist es außerdem wichtig, dass Sie Learnings mit anderen Teams teilen – und sich so gegenseitig bei der agilen Transformation unterstützen.

Agilität kann nicht aufgezwungen werden

Beachten Sie bei Ihrer agilen Transformation, dass Agilität nicht einfach von der Führungsebene verordnet und aufoktroyiert werden kann. Alle Mitarbeiter und Führungskräfte müssen von agilen Methoden überzeugt sein und ihre Rolle im Unternehmen ernst nehmen. Zudem gilt es zu beachten, dass agile Strukturen schrittweise etabliert und immer wieder an neue Situationen angepasst werden müssen.

Agiles Unternehmen: Führungskraft und Mitarbeiter nähern sich an

Teil der agilen Transformation ist außerdem, dass sich die Distanz zwischen Führungskraft und Mitarbeiter verringert und offen sowie intensiv kommuniziert wird. Vorgesetzte müssen weitestgehend auf Kontroll- und Weisungsinstrumente verzichten – agiles Arbeiten basiert nämlich auf einer Kultur der Offenheit und des Vertrauens.

Als Führungskraft gilt es zudem, die Selbstorganisation der Mitarbeiter zu fördern und ihnen Freiheiten beim Ausüben ihrer Tätigkeit zu gewähren. So fungiert auch der Vorgesetzte mehr als Teilnehmer und Impulsgeber – und nicht als Kontrollinstanz. Agilität ändert somit auch die essentiellen Führungsqualitäten maßgeblich.

Fazit: Agiles Unternehmen

Agiles Arbeiten ist in Zeiten der Digitalisierung in Deutschland, aber auch durch die sich ständig verändernde Marktsituation für immer mehr Unternehmen relevant. Allerdings gelingt die agile Transformation in Ihrem Unternehmen nur, wenn das ganze Team an einem Strang zieht, sich kein Mitarbeiter vor Verantwortung scheut – und Führungskräfte ihre Machtposition gerne hinter sich lassen. Gerade im industriellen Umfeld werden Hybrid-Formen der agilen Arbeitsweise umgesetzt, da eine rein agile Vorgehensweise dort nicht sinnvoll ist.

Ausgangsbasis ist ein gemeinsames Ziel, ein höherer Sinn, der gemeinsam für das Unternehmen definiert wird. Schritt für Schritt können dann agile Methoden etabliert und erste Erfolge erzielt werden. Wichtig ist dabei, einzelne Prozesse sowie Ergebnisse in regelmäßigen Abständen zu evaluieren und diskutieren, um mögliche Fehler oder Qualitätsmängel rechtzeitig entdecken zu können.

Gelingt Ihnen die agile Transformation in Ihrem Unternehmen, profitieren Sie von zahlreichen Vorteilen: Ihre Mitarbeiter sind motivierter, Kosten können minimiert werden, Projekte starten zeitnah und Ergebnisse sind schnell sichtbar. Zudem lassen sich Ihre unternehmensinternen Prozesse schnell und optimal an veränderte Marktsituationen oder Kundenbedürfnisse anpassen.

Florenz Klasen | TechMinds Personalberatung Team

AUTOR DES BEITRAGS

Florenz Klasen, Wirtsch.-Ing. (Managing Partner, Senior HR Consultant)

Der gebürtige Hamburger, Florenz Klasen, studierte Wirtschaftsingenieurwesen in Hamburg und Birmingham. Zunächst arbeitete Herr Klasen im internationalen Tech-Konzern NXP und arbeitet nun seit über 7 Jahren im Executive / Expert Search. LinkedIn-Profil >  | Interview mit Florenz Klasen >

Herr Klasen ist bei TechMinds Ihr primärer Ansprechpartner, ob zu Personalvermittlung von Führungskräften für IT & Tech, Fachkräftevermittlung oder Personalberatung für Digitale Transformation. TechMinds ist die Tech & IT Personalvermittlung und spezialisierter Tech & IT Headhunter mit Boutique-Charakter.

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