Diversity Management: So setzen Sie vielfältige Fähigkeiten sinnvoll ein

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Diversity Management TechMindsJe vielfältiger die Belegschaft in einem Unternehmen ist, desto wichtiger ist eine spezielle Form des Personalmanagements: Diversity Management. Egal, ob es sich bei der Vielfalt um unterschiedliche Muttersprache, Kultur, sexuelle Orientierung oder Alter handelt, Diversity Management ist dazu da, das Potenzial, das sich hinter dieser Verschiedenheit verbirgt, zum Unternehmensvorteil zu nutzen. Wie Diversity Management genau definiert wird und wie es im Unternehmen umsetzbar ist, erfahren Sie hier.

Was ist Diversity Management? Definition

Der Begriff Diversity (von lateinisch diversitas) bezeichnet zu Deutsch Vielfalt, Unterschiedlichkeit oder Verschiedenartigkeit.

Diversity Management gilt als Teil des Personalmanagements, der zum Ziel hat, die Vielfalt innerhalb der Belegschaft zu einem Unternehmensvorteil zu nutzen. Als alternativer Begriff wird dafür Vielfaltsmanagement verwendet.

Für die Deutsche Gesellschaft für Diversity Management (DGDM) stellt Diversity „das Mosaik von Menschen dar, die eine Vielfalt von Lebens- und Berufserfahrung, Sichtweisen und Werten als Kapital in ihren Arbeitsbereich einbringen. Diversity Management bedeutet die gezielte Wahrnehmung und das bewusste Wertschätzen und Nutzen von Unterschieden, insbesondere in den Primär- und Sekundärdimensionen. […] Diversity ist das Schlüssel-Thema des Managements und steigert den Unternehmenserfolg durch erhöhte Produktivität und verbesserte Position auf dem Markt.“

In der Grafik sehen Sie, welche Schwerpunk-Themen sich im Rahmen des Diversity Management ergeben.

Schwerpunkte beim Thema Diversity | TechMinds

Warum ist Diversity Management wichtig?

Die Globalisierung sorgt dafür, dass sich viele verschiedene Menschen, die sich in Herkunft, Kultur, Altersklasse, Geschlecht, geschlechtlicher Identität und sexueller Orientierung, Glaubensrichtung, Weltanschauung und physischen sowie psychischen Fähigkeiten unterscheiden, vernetzen und zusammenarbeiten.

Diese Gegebenheit kann ein Schlüssel zum Erfolg sein. Denn genau dort, wo sich viele Unterschiede zu einem großen gemeinsamen Ziel verbinden, liegt ein enormes Potenzial. So verspricht mehr Diversity in Unternehmen einen größeren wirtschaftlichen Erfolg.

Deshalb wird das Diversity Management als Teilbereich des Personalmanagements in den letzten Jahren immer wichtiger – steckt aber bis heute noch immer in den Kinderschuhen, wie eine Studie der Organisation Charta der Vielfalt aus dem Jahr 2016 verdeutlicht:

  • Von 250 zufällig befragten Unternehmen setzen zwei Drittel noch keine Diversity-Management-Maßnahmen im eigenen Betrieb um.
  • Nur 19 Prozent planen konkrete Maßnahmen für mehr Diversity im Unternehmen in der Zukunft. Und das, obwohl mehr als 65 Prozent der Befragten überzeugt sind, dass ein aktives Diversity Management dem eigenen Unternehmen konkrete Vorteile bringen würde.

Diversity Management in Unternehmen | TechMinds

Ziele & Ansätze des Diversity Managements

Das vorrangige Ziel des Diversity Managments ist es, das Potenzial von unterschiedlichen Eigenschaften, Ansichten, kulturellen Hintergründen und Kompetenzen für den Unternehmenserfolg zu erschließen und zu nutzen. Es lassen sich je nach konkreter Zielsetzung dafür drei verschiedene Ansätze des Diversity Management anwenden:

1. Diskriminierungs- und Fairnessansatz

Dieser Ansatz verfolgt das Ziel, alle Mitarbeiter gleich zu behandeln und allen die gleiche Chance zu geben. Verbreitet ist der Ansatz vor allem in den USA, greift aber durch beispielsweise Quoten für Frauen in Vorstandsetagen in deutschen Unternehmen zunehmend auch hier zu Lande.

2. Zutritts- und Legitimitätsansatz

Das ‚Access-and-Legitimacy‘-Paradigma setzt es sich zum Ziel, die Vielfalt des Teams zum Wettbewerbsfaktor zu machen und Unterschiede produktiv einzubringen, um Marktvorteile zu erreichen. Diversity Management wird hierbei also zum strategischen Element: Es wird dabei versucht, Eigenschaften und Charakteristika der Kunden in der Belegschaft abzubilden, um so einen höheren wirtschaftlichen Erfolg zu erzielen.

3. Integrativer Ansatz

Der integrative Ansatz vereint die beiden vorherigen Ansätze und kombiniert so einerseits den ökonomischen Vorteil von Diversity im Unternehmen als auch den Wunsch, alle Mitarbeiter fair und gleich zu behandeln. Unterschiedliche Kompetenzen, Qualifikationen und individuelle Eigenschaften sowie Charaktere werden vernetzt und bringen so das Unternehmen produktiv nach vorne. Hierzu muss eine neue Unternehmenskultur mit einem ganzheitlichen Ansatz etabliert werden. So wird der Betrieb nach innen und außen hin gestärkt.

Maßnahmen: Wie wird Diversity im Unternehmen umgesetzt?

Als Führungskraft haben Sie zahlreiche Möglichkeiten, Diversity in Ihrem Unternehmen zu leben und produktiv einzusetzen. Auf Basis eines Maßnahmenkatalogs für Diversity Management des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA) möchten wir Ihnen im Folgenden konkrete Maßnahmen-Beispiele in vier großen Bereichen vorstellen – allerdings sollten Sie dabei immer berücksichtigen, dass Sie deren Funktionalität stets an Ihre unternehmensspezifische Ausgangssituation anpassen müssen.

Bereich 1: Interkulturelle Öffnung

Interkultureller Kalender: Eine relativ unkomplizierte Maßnahme des Diversity Managements für eine interkulturelle Öffnung Ihres Unternehmens ist die Umsetzung eines interkulturellen Kalenders. Der interkulturelle Kalender bietet Ihrer Belegschaft einen Überblick über die verschiedenen kulturellen und religiösen Feste Ihrer Mitarbeiter.

Kulturvermittler: Um das Miteinander verschiedener Kulturen innerhalb eines Unternehmens tatsächlich zu fördern, ist es essenziell, Ihre Mitarbeiter auch persönlich in diesen Prozess einzubinden – eine geeignete Maßnahme hierfür ist beispielsweise ein teaminterner Kulturvermittler, der eine Weiterbildung in interkultureller Kompetenz ablegt und Diversity im Unternehmen stets präsent hält.

Bereich 2: Personalrecruiting

Recruiting-Programm für ausländische Fachkräfte: Um im Unternehmen für mehr Vielfalt zu sorgen, eignet sich ein spezielles Recruiting-Programm für ausländische Fachkräfte. Sie als Unternehmer sollten Ihre potenzielle neue Fachkraft unterstützen und so die Integration in Ihr Unternehmen erfolgreich gestalten. Sie sollten internationalen Fachkräften nicht nur jederzeit für arbeitsbezogene, sondern auch für private Fragen zur Verfügung stehen (bspw. für Behördengänge, Suche nach einem Wohnort, Kinderbetreuung etc.).

Spezielle Förderprogramme: Eine wirksame Diversity-Management-Maßnahme ist, die Kriterien für die Personalauswahl zu erweitern. Wichtig sind die sozialen Fähigkeiten und ein respektvolles Miteinander. So geben Sie Menschen die Chance, sich nicht nur persönlich, sondern auch beruflich weiterzuentwickeln. Nachqualifizierungskurse für Migranten oder spezielle Angebote für Menschen mit Behinderungen verbessern zudem die Ansprache von Bewerbern und steigern den Erfolg Ihres Unternehmens.

Sie benötigen Hilfe im Personalrecruiting? Hier finden Sie Tipps zur Personalsuche online oder zum IT-Recruiting.

Bereich 3: Initiativen & Tandems

Spezielle Initiative zur Unterstützung von Frauen: Sie sollten Frauen in Ihrem Unternehmen spezifisch fördern. Gehälter sollten überprüft und im Zweifelsfall angepasst werden, damit weiblichen Angestellten kein Nachteil entsteht. Schaffen Sie außerdem die Möglichkeit für Homeoffice, Teilzeitarbeit und Zuschüsse für Kinderbetreuung, um die Karriere von Frauen mit Kindern zu fördern oder ihnen den Wiedereinstieg ins Unternehmen zu erleichtern.

Cross-Tandems fördern das Miteinander: Ziel von Cross-Tandems ist es, Mitarbeitende mit verschiedenen Merkmalen zusammenzubringen, zur Diskussion anzuregen und so das Von- und Miteinander-Lernen zu fördern. Die Tandems bilden sich aus Mitarbeitern mit Unterschieden in allen Facetten – egal ob ethnische Herkunft, kultureller Hintergrund, Religion, Weltanschauung, sexuelle Orientierung und Identität, Geschlecht und Alter.

Bereich 4: Mehr Diversity in der Unternehmenskultur

Weiterbildungen anbieten und Erfolge von Diversity-Management-Maßnahmen im Unternehmen kommunizieren: Vielfalt in Unternehmen, die präsentiert, diskutiert und analysiert wird, kann ein Um- oder Andersdenken in jedem Ihrer Mitarbeiter fördern. Wichtig ist, dass Sie Erfolgsgeschichten aus diversen Teams veröffentlichen und besonders hervorheben. Zusätzlich sollten Workshops rund um das Thema Diversity Management von externen Coaches, die verschiedene Fragestellungen aufgreifen, Know-how vermitteln und die Belegschaft für Vielfalt in Unternehmen sensibilisieren, regelmäßig ermöglicht werden.

Diversity-Wettbewerbe für die Belegschaft anbieten: Eine relativ einfach umsetzbare Diversity-Management-Maßnahme ist das regelmäßige Angebot von Diversity-Wettbewerben für Ihre Beschäftigten, um die Präsenz von Diversity im Unternehmen zu erhöhen. Hierbei können Sie Ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Wie wäre es beispielsweise, das beste internationale Rezept oder das schönste Foto zum Thema Diversity zu küren?

8 Beispiele für Diversity Management | TechMinds

Welche Vorteile bringen aktive Diversity Management Maßnahmen Ihrem Unternehmen?

Grundsätzlich ist Diversity ein Schlüssel zum Erfolg Ihres Unternehmens. Diversity Management und dessen vielfältigen Perspektiven machen Ihr Unternehmen (1) innovativer, verbessern die Problemlösungskompetenzen Ihres Teams – und steigern somit Ihre Wettbewerbsfähigkeit. Nur Firmen, die sich mit dem Thema Vielfalt gezielt und aktiv auseinandersetzen, sind (2) zukunftsfähig, da sie sich mit den Sideeffects von Globalisierung und Digitalisierung auseinandersetzen. Die gezielte Anstellung z.B. von Älteren, Menschen mit Behinderung oder Migrationshintergrund lässt Sie die Auswirkungen von akutem Fachkräftemangel weniger stark spüren.

Diversity Management wird außerdem dafür sorgen, dass Sie die Zufriedenheit Ihrer Mitarbeiter steigern und diese dadurch (3) langfristig an Ihr Unternehmen binden. Zudem erhöhen Sie als Arbeitgeber (4) Ihre Attraktivität durch eine offene und tolerante Personalpolitik – und geben damit eine positive Signalwirkung nach außen hin ab. Auch (5) neue Märkte und vielfältige Kunden können durch ein breites Spektrum an interkulturellen Kompetenzen erschlossen werden und ein weltoffenes Firmenimage wirkt sich positiv auf internationale Kunden, aber auch auf mögliche (junge) Bewerber aus.

Streitpunkt im Diversity Management: Der ‚Backlash-Effect‘

Diversity Management in Unternehmen ist zweifelsohne ein sensibles Thema, das im 21. Jahrhundert dennoch fest zu einem zeitgemäßen Personalmanagement gehört. Immer wieder werden allerdings Stimmen laut, die den sogenannten ‚Backlash-Effect‘ anprangern.

Dieser ‚Rückschlag‘ kann entstehen, wenn Positionen zu oberflächlich nicht aufgrund von Qualifikation, sondern vorrangig aufgrund von Diversität besetzt werden. Ein beliebtes Beispiel ist hier die Frauenquote. Mitarbeiterinnen, die über Diversity-Programme in eine bestimmte Position rücken, werden in Unternehmen meist als ‚Quotenfrauen‘ bezeichnet. Diese Stigmatisierung überschattet die eigentlich hohe Qualifikation und Leistungsfähigkeit von Mitarbeiterinnen: Viele Frauen wollen nicht be- und gefördert werden, weil sie sich als Frauen identifizieren, sondern aufgrund ihrer Kompetenzen –  also aus eigener Kraft – überzeugen. Deshalb ziehen sich Mitarbeiterinnen oftmals aktiv aus Diversity-Programmen zurück. So kommt es zum Backlash-Effect, wenn die Entscheidung schließlich – aus Mangel an Alternativen – auf eine leistungsschwächere Kandidatin fällt.

Der Backlash-Effect greift natürlich auch bei anderen Merkmalen wie Ethnie und Alter. Implizit ergibt sich daraus die teilweise berechtigte Kritik, dass Diversity Management-Maßnahmen mitunter die ‚Falschen‘ Mitarbeiter befördern.

Diversity im Unternehmen: geschichtlicher Hintergrund

Diversity in Unternehmen war in den USA bereits in den 1960er-Jahren in aller Munde. Die US-amerikanische Diversity-Debatte richtete sich dabei speziell gegen die Benachteiligung von Menschen, die aufgrund ihrer Hautfarbe diskriminiert wurden. Erklärtes Ziel der Diversity-Bewegung in den 1960er-Jahren war Chancengleichheit, die 1965 durch ‚Affirmative Action‘-Programme verpflichtend in Personalstrukturen eingeführt wurden.

In Europa und Deutschland entwickelte sich das Thema Diversity in Unternehmen vor allem über Gender-Debatten und wurde erst in den 1990er-Jahren als Diversity Management wissenschaftlich diskutiert. Mit Beginn des neuen Jahrtausends wurden diverse gesetzliche, europäische Richtlinien umgesetzt, beispielsweise die Antirassismusrichtlinie (2000) oder die Richtlinie zur Gleichbehandlung von Männern und Frauen (2006).

2006 trat außerdem das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) in Kraft, ein deutsches Bundesgesetz, das „Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität“ verhindern und beseitigen soll.

Fazit

Wie unser Artikel zeigt, können Sie im Diversity Management Ihres Unternehmens zahlreiche Maßnahmen zielführend umsetzen: Von Mentoring-Programmen für bestimmte Mitarbeiter-Gruppen über den Abbau von Sprachbarrieren durch Sprachkurse und das Schaffen eines Bewusstseins sowie Sensibilisierung für Diversity im Unternehmen durch Awareness-Trainings, bis hin zu einem vielfältigen Speisenangebot in der Kantine, einem Gebetsraum und familienfreundlichen Arbeitszeiten – Vielfalt hat viele Facetten.

Florenz Klasen | TechMinds Personalberatung Team

AUTOR DES BEITRAGS

Florenz Klasen, Wirtsch.-Ing. (Managing Partner, Senior HR Consultant)

Der gebürtige Hamburger, Florenz Klasen, studierte Wirtschaftsingenieurwesen in Hamburg und Birmingham. Zunächst arbeitete Herr Klasen im internationalen Tech-Konzern NXP und arbeitet nun seit über 7 Jahren im Executive / Expert Search. LinkedIn-Profil >  | Interview mit Florenz Klasen >

Herr Klasen ist bei TechMinds Ihr primärer Ansprechpartner, ob zu Personalvermittlung von Führungskräften für IT & Tech, Fachkräftevermittlung oder Personalberatung für Digitale Transformation. TechMinds ist die Tech & IT Personalvermittlung und spezialisierter Tech & IT Headhunter mit Boutique-Charakter.

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