Mitarbeiterfluktuation: Definition, Gründe und Tipps, was Unternehmen dagegen tun können

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FluktuationMitarbeiterfluktuation ist eine der größten Herausforderungen für HR-Manager. Zu- und Abgänge von Mitarbeitern haben weitreichende Auswirkungen auf die Produktivität, das Arbeitsklima und damit auf den Erfolg eines Unternehmens. Eine hohe Fluktuation kann ein Zeichen für Probleme innerhalb der Organisation sein, während eine niedrige Rate auf eine starke Mitarbeiterbindung und ein positives Arbeitsumfeld hindeutet. Um die Fluktuation zu steuern, ist es entscheidend, ihre Ursachen zu verstehen und effektive Strategien zur Mitarbeiterbindung zu entwickeln. Wir zeigen Ihnen, welche Maßnahmen Unternehmen ergreifen können, um ihre wertvollste Ressource – ihre Mitarbeiter – zu halten.

First things first: Was ist Fluktuation?

Der Begriff Fluktuation bezeichnet die Personalbewegungen, die entstehen, wenn Mitarbeiter das Unternehmen verlassen beziehungsweise neu eingestellt werden. Diese Ein- und Austritte haben unterschiedliche Gründe, die weiter unten in diesem Artikel detailliert betrachtet werden.

Welche Arten von Mitarbeiterfluktuation gibt es?

Es werden drei Arten von Fluktuation unterschieden:

  1. Die natürliche Fluktuation entsteht, wenn Mitarbeiter in Rente, Vorruhestand oder Erziehungsurlaub gehen. Weitere Ursachen sind Todesfälle und das Auslaufen von Zeitverträgen.
  2. Von unternehmensexterner Fluktuation spricht man, wenn ein Mitarbeiter auf eigenen Wunsch das Unternehmen verlässt.
  3. Bei der unternehmensinternen Fluktuation wechselt ein Mitarbeiter innerhalb des Unternehmens die Position und/oder die Abteilung.

Die Gründe für die unternehmensexterne Fluktuation sind vielfältig und reichen von der Suche nach neuen Herausforderungen über Unzufriedenheit am Arbeitsplatz bis hin zu Umzügen aus familiären Gründen. Während die natürliche und die unternehmensexterne Fluktuation Personalern nicht selten Kopfzerbrechen bereiten, wird die unternehmensinterne Fluktuation positiv gesehen, da sie Mitarbeitern die Möglichkeit bietet, sich innerhalb der Organisation weiterzuentwickeln und ihre Karriereziele zu verfolgen.

3 Arten von Mitarbeiterfluktuation

Wie misst man Mitarbeiterfluktuation?

Zur Berechnung der Fluktuationsrate gibt es verschiedene Methoden. Einer der gängigsten Ansätze stammt von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Hier wird die Anzahl der Austritte durch die durchschnittliche Mitarbeiterzahl dividiert und mit 100 multipliziert:

Fluktuationsrate = Abgänge / Durchschnittlicher Personalbestand x 100

Es gibt darüber hinaus drei weitere Berechnungsmethoden: die Basisformel, die Schlüter-Formel und die ZVEI-Formel. Im Gegensatz zu den drei anderen Formeln bezieht die Schlüter-Formel zusätzlich die Mitarbeiterzugänge mit ein und berücksichtigt die Problematik, dass der Personalbestand eine Stichtagsgröße ist und die Personalabgänge eine Zeitraumgröße:

Fluktuationsrate = Abgänge / (Personalbestand Anfang der Periode + Zugänge) x 100

Das Ergebnis dieser Berechnungen ist die Fluktuationsrate in Prozent. Wird diese Kennzahl regelmäßig erhoben, etwa jährlich oder einmal im Quartal, hilft sie, Trends und Muster in den Personalbewegungen zu erkennen.

Berechnung der Fluktuationsrate

Was sagt die Fluktuationsrate aus?

Die Fluktuationsrate ist wie ein Thermometer, das die „Temperatur“ des Arbeitsklimas im Unternehmen misst. Eine Analyse der Ursachen für die Personalbewegungen gibt wertvolle Einblicke in die Zufriedenheit der Belegschaft und sagt einiges über die Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber aus. Eine hohe Fluktuationsrate kann ein Warnsignal für verschiedene Probleme sein, die zu Unzufriedenheit bei den Mitarbeitern führen. Eine geringe Fluktuation ist hingegen oft ein Zeichen für eine positive Unternehmenskultur und eine starke Mitarbeiterbindung. Beschäftigte, die zufrieden und gut in das Unternehmen integriert sind, haben kaum Grund, den Arbeitgeber zu wechseln. Eine extrem niedrige Rate ist allerdings auch nicht wünschenswert. Finden zu wenig Personalwechsel statt, besteht die Gefahr, dass es im Unternehmen an Dynamik und frischen Impulsen mangelt.

Welche Konsequenzen hat Mitarbeiterfluktuation?

Personalwechsel können eine Vielzahl von Konsequenzen für Unternehmen haben, die sich auf verschiedene Bereiche erstrecken. Die wichtigsten sind:

  • Kosten: Eine hohe Fluktuation verursacht erhebliche finanzielle Belastungen. Die Kosten für die Suche, Einstellung und Einarbeitung neuer Mitarbeiter sind oft hoch.
  • Zeitaufwand: Die Personalabteilung und das Management müssen viel Zeit aufwenden, um die Abgänge zu bewältigen und neue Mitarbeiter zu rekrutieren.
  • Arbeitsklima: Häufige Personalwechsel sorgen für Unruhe innerhalb der Belegschaft. Die verbleibenden Mitarbeiter sind verunsichert und verlieren im schlimmsten Fall das Vertrauen in die Organisation.
  • Verlust von Know-how: Mit dem Ausscheiden erfahrener Mitarbeiter geht oft wertvolles Wissen verloren, das schwer zu ersetzen ist.
  • Produktivität: Ein ständiger Wechsel in der Belegschaft kann die Produktivität beeinträchtigen, da neue Mitarbeiter Zeit benötigen, um sich einzuarbeiten.
  • Kundenservice: Wenn Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, die – womöglich über Jahre – einen engen Kontakt zu einem Kunden aufgebaut haben, leidet die Beziehung zu diesem Kunden.
  • Ruf des Unternehmens: Eine hohe Fluktuation schadet dem Ruf eines Unternehmens. Es wird von Bewerbern als eher unattraktiven Arbeitgeber wahrgenommen.
  • Führungsebene: Fluktuation in der Chefetage ist besonders schwerwiegend, wenn sie die strategische Ausrichtung und die Stabilität des Unternehmens beeinflusst.

Die Auswirkungen von Mitarbeiterfluktuation variieren je nach Branche und Unternehmen. Der IT-Sektor beispielsweise ist von einer hohen Fluktuation betroffen: Die große Anzahl offener Stellen führt zu häufigen Jobwechseln. IT-Experten, die nicht richtig zufrieden sind mit ihrem Arbeitgeber, suchen sich schneller eine neue Stelle als Beschäftigte in anderen Branchen. Besonders wenig Personalwechsel verzeichnet dagegen die öffentliche Verwaltung, berichtet die Süddeutsche. Branchenübergreifend liegt die Fluktuationsrate in Deutschland seit Jahren bei rund 30 Prozent.

Kann Fluktuation auch Vorteile haben?

Die Mitarbeiterfluktuation wird meist als problematisch angesehen, doch sie kann durchaus Vorteile für Unternehmen haben. Langjährige Mitarbeiter leiden manchmal an Betriebsblindheit und arbeiten in einer festgefahrenen Routine. Das Unternehmen profitiert von neuen Kollegen, die frische Ideen, neues Know-how und andere Perspektiven ins Team bringen. Man spricht in diesem Zusammenhang von „gesunder Fluktuation“ – sie ist notwendig für Innovation und Wachstum. Das ist insbesondere für Branchen, die sich schnell entwickeln, ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Auch wenn ein Mitarbeiter und ein Unternehmen nicht gut zusammenpassen, ist ein Wechsel für beide Seiten von Vorteil. Die frei gewordene Position bietet anderen Beschäftigten die Chance, neue Herausforderungen anzunehmen oder sogar aufzusteigen.

Einflussfaktoren unternehmensexterner Fluktuation

Neben persönlichen Kündigungsgründen wie Umzug oder Familienplanung ist häufig mangelnde Zufriedenheit am Arbeitsplatz ausschlaggebend für einen Jobwechsel. Unzufriedene Mitarbeiter sind weniger motiviert und eher „auf dem Absprung“. Hier ein Blick auf die wichtigsten Faktoren für unternehmensexterne Fluktuation:

Work-Life-Balance

Wenn Menschen das Gefühl haben, dass ihre Arbeit ihr Leben dominiert, sei es durch lange Arbeitszeiten, ständige Erreichbarkeit oder übermäßigen Druck, sind Stress und Erschöpfung die Folge. Der Wunsch nach einem Arbeitsumfeld mit einer besseren Work-Life-Balance und New Work wächst.

Unternehmenskultur und -werte

Mitarbeiter, die sich nicht mit den Werten und der Unternehmenskultur ihres Arbeitgebers identifizieren, entwickeln keine emotionale Bindung zum Unternehmen. Sie sind weniger engagiert und eher bereit zu kündigen.

Karrierechancen

Bietet ein Arbeitgeber keine beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten und Karrierepfade, werden talentierte Mitarbeiter, die keine Möglichkeit sehen, ihre Karriereziele zu erreichen, nach Herausforderungen außerhalb des Unternehmens suchen.

Berufliche Veränderung und persönliche Gründe

Nicht immer hat der Kündigungsgrund mit dem Arbeitgeber zu tun. Persönliche Gründe für einen Jobwechsel können ein Umzug, Heirat, Familienplanung, eine Erkrankung oder eine berufliche Neuorientierung sein. Unternehmen sollten auf solche Situationen reagieren, indem sie flexible Arbeitsmodelle, Unterstützung bei persönlichen Herausforderungen oder Möglichkeiten für Fernarbeit anbieten.

Vergütung und Zusatzleistungen

„Softe“ Faktoren wie Wertschätzung und Arbeitsklima gewinnen zwar an Bedeutung, aber die Vergütung hat nach wie vor einen maßgeblichen Einfluss auf die Mitarbeiterfluktuation. Wird das Gehalt als nicht marktgerecht empfunden und fehlen Anreize wie Sonderzahlungen und Benefits, neigen Mitarbeiter dazu, sich nach anderen Jobmöglichkeiten umsehen, besonders in einem wettbewerbsintensiven Arbeitsmarkt. In unserem Artikel zum Thema Vergütungssysteme erfahren Sie, wie Sie das richtige Gehaltssystem in Ihrem Unternehmen auswählen.

Unternehmensstabilität und -wachstum

Finanzielle Unsicherheit, häufige Führungswechsel oder eine unklare Unternehmensstrategie sorgen für Verunsicherung. Mitarbeiter, die um ihre Jobs fürchten oder keine Zukunftsperspektive sehen, werden früher oder später Ausschau nach einem vermeintlich sichereren Arbeitsplatz halten.

Folgende Grafik veranschaulicht mögliche Kündigungsgründe auf einen Blick. Diese haben nicht immer nur mit dem Unternehmen zu tun, sondern können auch persönlichen Umständen geschuldet sein.

Kündigung, negative und positive Gründe

Gegenmaßnahmen

Unternehmen können der Mitarbeiterfluktuation gezielt entgegenwirken. Zunächst sollten die genauen Treiber der Fluktuation in der eigenen Belegschaft identifiziert und anschließend eine maßgeschneiderte Strategie zur Bekämpfung genau dieser Ursachen entwickelt werden. Es gibt eine Vielzahl von Stellschrauben, an denen Arbeitgeber drehen können. Hier finden Sie eine Übersicht über die effektivsten Maßnahmen:

Attraktive Vergütung und Zusatzleistungen: Eine faire Bezahlung und Zusatzleistungen wie Boni oder eine betriebliche Altersvorsorge tragen dazu bei, dass Mitarbeiter ihrem Arbeitgeber treu bleiben.

Unternehmenskultur stärken: Eine positive Unternehmenskultur, die auf Vertrauen, Respekt und gemeinsamen Werten basiert, schafft ein wertschätzendes Arbeitsumfeld.

Teambuilding-Maßnahmen: Gemeinsame Erlebnisse wie Sommerfeste, Ausflüge oder sportliche Gruppenaktivitäten stärken die emotionale Bindung und das Wir-Gefühl.

Effektives Management und gute Führungsqualitäten: Vorgesetzte spielen eine entscheidende Rolle bei der Mitarbeiterbindung. Schulungen und Workshops helfen Führungskräften, effektiver zu kommunizieren, zu motivieren und ihre Teams zu unterstützen.

Work-Life-Balance fördern: Flexible Arbeitszeiten, Möglichkeiten für Homeoffice und Verständnis für familiäre Verpflichtungen steigern die Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung.

Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten bieten: Weiterbildungen, Förderprogramme und klare Aufstiegsmöglichkeiten zeigen Mitarbeitern, dass das Unternehmen in ihre Zukunft investiert. Es fördert dadurch nicht nur die individuelle Entwicklung der einzelnen Mitarbeiter, sondern auch den Aufbau einer kompetenten und loyalen Belegschaft.

Regelmäßiges Feedback geben und Mitarbeitergespräche: Ein offener Dialog zwischen Führungskräften und Mitarbeitern hilft, Probleme frühzeitig zu erkennen und gemeinsam Lösungen zu finden.

Mitarbeiterbeteiligung und -anerkennung: Werden Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse miteinbezogen, sind sie engagierter und fühlen sich dem Unternehmen stärker verbunden.

Gesundheitsmanagement und Unterstützungsangebote: Angebote zur Förderung der physischen und psychischen Gesundheit tragen zum Wohlbefinden der Mitarbeiter bei.

Transparenz und Kommunikation: Eine klare Kommunikation der Unternehmensziele, Veränderungen und Entwicklungen schafft Vertrauen und Sicherheit.

Das richtige Onboarding: Wenn Mitarbeiter vermehrt bereits kurz nach Eintritt ins Unternehmen wieder kündigen, können optimierte Onboarding-Prozesse, digitales Onboarding und eine intensivere Einarbeitung die Personalbindung stärken.

Exit-Interviews durchführen: Gespräche mit ausscheidenden Mitarbeitern geben wertvolle Einblicke in Verbesserungspotenziale.

Unternehmen sollten regelmäßig die Wirksamkeit ihrer umgesetzten Maßnahmen überprüfen: Haben sie das gewünschte Ziel erreicht? Zahlen sie auf die Mitarbeiterbindung ein? Falls erforderlich, sollten sie bereit sein, ihre Initiativen anzupassen.

Fazit Mitarbeiterfluktuation

Für Unternehmen ist es entscheidend, ein tiefes Verständnis der Bedürfnisse und Erwartungen ihrer Mitarbeiter zu entwickeln und eine Umgebung zu schaffen, in der sie sich wohlfühlen. Arbeitgeber, die ihre Beschäftigten außerdem fair bezahlen, für eine ausgewogene Work-Life-Balance sorgen und damit proaktiv Burn-out-Prävention betreiben, werden von ihren Mitarbeitern mit Engagement und Loyalität belohnt.

Florenz Klasen

AUTOR DES BEITRAGS

Florenz Klasen, Wirtsch.-Ing. (Managing Partner, Senior HR Consultant)

Der gebürtige Hamburger, Florenz Klasen, studierte Wirtschaftsingenieurwesen in Hamburg und Birmingham. Zunächst arbeitete Herr Klasen im internationalen Tech-Konzern NXP und arbeitet nun seit über 7 Jahren im Executive / Expert Search. LinkedIn-Profil >  | Interview mit Florenz Klasen >

Herr Klasen ist bei TechMinds Ihr primärer Ansprechpartner, ob zu Personalvermittlung von Führungskräften für IT & Tech, Fachkräftevermittlung oder Personalberatung für Digitale Transformation. TechMinds ist die Tech & IT Personalvermittlung und spezialisierter Tech & IT Headhunter mit Boutique-Charakter.

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