Homeoffice-Regelung: Worauf Arbeitgeber und Arbeitnehmer achten sollten

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Laptop, TablHomeoffice Regelung | TechMindset, Smartphone und Videotelefonie ermöglichen uns heute ein Arbeiten nicht nur von Zuhause, sondern praktisch von jedem Ort weltweit aus – New Work und Arbeit 4.0 sind so wichtig wie nie zuvor. Spätestens seit Beginn der Covid19-Pandemie ist das Thema ‚Homeoffice‘ aus dem Arbeitsalltag vieler Unternehmen nicht mehr wegzudenken: Während vor der pandemiebedingten Krise deutschlandweit laut Statista lediglich vier Prozent der Beschäftigten von zu Hause aus arbeiteten, waren es zu Hochzeiten im ersten Lockdown im April 2020 rund 30 Prozent. Noch im November 2021 arbeiten Beschäftigte laut einer Langzeitstudie der Universität Konstanz 2,9 Tage die Woche im Homeoffice.

Was in der Vorstellung simpel klingt – Meetings von Zuhause abhalten, weniger Stress im Alltag und mehr Freizeit – kollidiert bei der Umsetzung nicht selten mit unvorhergesehenen technischen Schwierigkeiten, komplizierten bürokratischen Regelungen und einer gewandelten Digitalkultur, die nicht alle Arbeitnehmer gleichermaßen abholt. Was also tun, um den digitalen Wandel der Arbeitswelt produktiv und sinnvoll zu nutzen – und nicht hinterher zu hinken?

In diesem Artikel erfahren Sie, welche Bestimmungen Arbeitgeber hinsichtlich der Homeoffice-Regelung aktuell beachten müssen, welche Ansprüche Arbeitnehmer stellen können, wie sich Nach- und Vorteile des Homeoffice die Waage halten und wie es gelingt, auch von Zuhause aus erfolgreich zu arbeiten.

Im Homeoffice arbeiten: Zahlen und Fakten

Zahlen und Fakten rund um das Thema ‚Arbeiten im Homeoffice‘ vermitteln bereits ein Gefühl dafür, welche Herausforderungen Arbeitnehmer und Arbeitgeber aktuell in den eigenen vier Wänden bewältigen müssen.

Ende Januar 2021 arbeiteten laut Statista 24 Prozent und damit knapp ein Viertel der 6.200 befragten Erwerbstätigen ausschließlich oder überwiegend im Homeoffice. Dies entspricht zwar nicht ganz den 27 Prozent des ersten Lockdowns im April 2020. Dennoch ist deutlich zu erkennen, dass die Homeoffice-Nutzung insgesamt seit Beginn der Pandemie zugenommen hat – und auch in entspannteren Phasen auf einem hohen Niveau bleibt.

Anteil Arbeitnehmer im Homeoffice seit Corona | TechMinds

Laut einer Umfrage des Fraunhofer Forschungsinstituts aus dem Jahre 2020, an der 1260 Personen teilnahmen, sind 79 Prozent der Frauen und 85 Prozent der Männer zufrieden im Homeoffice ­– obwohl sozialer und professioneller Austausch, Unterstützung sowie Verbundenheit im Team als eher schlechter bewertet werden.

34 Prozent der Frauen geben an, Produktivitätseinbußen im Homeoffice zu verzeichnen, während das Problem nur 20 Prozent der Männer betrifft. Wenig überraschend ist auch das familiäre Umfeld eine relevante Variable: Sobald Kinder unter 12 Jahren im Haushalt leben, empfinden 37 Prozent aller Befragten ihre Produktivität als geringer, wohingegen dies bei nur 23 Prozent ohne Kinder unter 12 Jahren der Fall ist.

Das Bild, das sich anhand der Zahlen und Fakten ergibt, eröffnet ein Spannungsfeld zwischen Zufriedenheit einerseits und Produktivitätseinbußen sowie sozialer Isolierung andererseits. Hierbei wird deutlich, dass die Verlagerung des Arbeits- in den Lebensalltag ein diffiziler Prozess ist und es für das Homeoffice (gesetzliche) Regelungen braucht, um sowohl für Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber einen Mehrwert zu erzielen.

Definition Homeoffice: Was bedeutet ‚mobiles Arbeiten‘?

Homeoffice gibt es nicht erst seit dem Coronavirus. Der ‚Telearbeitsplatz‘ wird in § 2 Abs. 7 der ArbStättV (Verordnung über Arbeitsstätten) als fest eingerichtete Bildschirmarbeitsplatz im Privatbereich der Beschäftigten beschrieben. Der Begriff ‚Homeoffice‘ hat allerdings seine rechtliche Verankerung zunächst als Mittel der Pandemie-Bekämpfung gefunden.

In den Begriffsbestimmungen der SARS-Cov-2 Arbeitsschutzregel wird unter Punkt 2.2 (Absatz 3) genauer geregelt, was die Bundesregierung unter Homeoffice versteht: „Homeoffice ist eine Form des mobilen Arbeitens. Sie ermöglicht es Beschäftigten, nach vorheriger Abstimmung mit dem Arbeitgeber zeitweilig im Privatbereich, z.B. unter Nutzung tragbarer IT-Systeme (z.B. Notebooks oder Datenträger), für den Arbeitgeber tätig zu sein.“

Das Homeoffice grenzt sich folglich begrifflich sowie inhaltlich von dem Telearbeitsplatz ab. Aus rechtlicher Perspektive hat das Homeoffice keinerlei Auswirkungen auf das Arbeitszeitmodell oder die Arbeitsinhalte. Der Arbeitnehmer soll, da mobil, im Homeoffice ähnlich tätig werden, wie er es auch in seiner normalen Betriebsstätte könnte – von einem „fest eingerichteten Bildschirmarbeitsplatz“ ist hier nicht mehr die Rede.

Doch welche Maßnahmen und Bestimmungen müssen nun von Arbeitgeber und Arbeitnehmer beachtet werden? Wir erklären Ihnen im nächsten Abschnitt die geltende (gesetzliche) Homeoffice-Regelung.

Homeoffice-Regelung: Die gesetzliche Basis

Aktuell gibt es für Arbeitnehmer keinen gesetzlichen Anspruch auf Homeoffice. In Deutschland müssen sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber üblicherweise über eine Homeoffice-Vereinbarung einig werden. In der Covid19-Pandemie waren Arbeitgeber seit dem 24. November 2021 dazu verpflichtet, ihren Mitarbeitenden das Homeoffice als Option anzubieten. Und zwar überall dort, wo es umsetzbar ist. Mit dem neuen „Gesetz zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes und weiterer Gesetze“ gilt zudem auch eine 3G-Regel am Arbeitsplatz.

Wir haben für Sie die wichtigsten Erkenntnisse der im Homeoffice geltenden gesetzlichen Regelungen verständlich zusammengefasst.

Am Arbeitsplatz gilt 3G (für Beschäftigte und Arbeitgeber)

Den Arbeitsplatz darf nur betreten, wer geimpft, genesen oder aktuell getestet ist. Dafür muss ein Nachweis mit sich geführt, bereitgehalten oder beim Arbeitgeber – zum Beispiel per Mail oder In-House-App – hinterlegt worden sein. Arbeitgeber müssen die Nachweispflicht zumindest hinsichtlich der Testzertifikate täglich durch Kontrollen überwachen und dokumentieren. Einige Unternehmen haben sich dafür entschieden, Schnelltests in den Büros vor Ort zur Verfügung zu stellen. Erst nach erfolgreichem – also negativem – Schnelltest dürfen die einzelnen Büroräume betreten werden.

Pandemiebedingte Homeoffice-Pflicht für Arbeitgeber und Arbeitnehmer

Mit dem neuen Gesetz wurde die Verpflichtung zum Homeoffice – unabhängig vom Bestehen einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite – eingeführt. Die neue Regelung verpflichtet Arbeitgeber, ihren Beschäftigten im Fall von Büroarbeit oder vergleichbaren Tätigkeiten anzubieten, diese in der eigenen Wohnung auszuführen. Die Regelung gilt als befristete Maßnahme zur Pandemiebekämpfung.

Arbeitgeber müssen in diesem Zusammenhang überall dort Homeoffice ermöglichen, wo keine „zwingenden betriebsbedingten Gründe“ dagegensprechen. Zwingende betriebsbedingte Gründe, kein Homeoffice anzubieten, liegen nur dann vor, wenn in den Betrieben nötige Arbeitsmittel dafür fehlen oder die vorhandene IT-Infrastruktur dafür nicht ausreicht. Sonstige organisatorische Erschwernisse reichen nicht aus. Eine Mindestbetriebsgröße, die Kleinbetriebe von der Verpflichtung ausnimmt, enthält die Regelung im Infektionsschutzgesetz nicht.

Die Regelung im Infektionsschutzgesetz verpflichtet nicht nur den Arbeitgeber, sondern schafft auch eine entsprechende Verpflichtung für die Arbeitnehmenden. Sprich: Die Beschäftigten haben dieses Angebot des Arbeitgebers anzunehmen, soweit ihrerseits keine Gründe entgegenstehen.

Welche Gründe kann ein Arbeitnehmer anbringen, um ein Homeoffice-Angebot ausschlagen zu können? Faktoren wie räumliche Enge, Störungen durch Dritte oder eine unzureichende technische Ausstattung können als triftigen Anlass herangezogen werden.

Homeoffice-Regelung: Welche gesetzlichen Arbeitgeberpflichten müssen eingehalten werden?

Es gibt wichtige arbeitsrechtliche Vorgaben, die bei der Umsetzung einer Homeoffice-Regelung zu beachten sind. Denn der Arbeitgeber ist verpflichtet, darauf aufzupassen, dass Vorschriften zum Arbeitsschutz, Datenschutz oder Arbeitszeitregelungen im Homeoffice eingehalten werden.

#1 Arbeitszeitgesetz

Auch im Homeoffice gilt das Arbeitszeitgesetz (ArbZG). Arbeitnehmende müssen daher auch bei der Arbeit von Zuhause aus die Regelungen zu Höchstarbeitszeit, Ruhepausen und Ruhezeiten sowie das Verbot von Sonn- und Feiertagsarbeit einhalten. Zur Auffrischung: Arbeitnehmer dürfen in der Regel an Sonn- und gesetzlichen Feiertagen von 0 bis 24 Uhr nicht arbeiten. Arbeitgeber müssen auf die Einhaltung dieser Vorschriften hinweisen und zudem ein Regelungsmodell für die Zeiterfassung finden, das auch funktioniert, wenn die Mitarbeitenden im Homeoffice arbeiten.

#2 Arbeitsschutz

Bei einer Homeoffice-Regelung muss der Arbeitsschutz gewährleistet sein. Der Arbeitgeber muss insbesondere ermitteln, welche Arbeitsschutzmaßnahmen nötig sind und eine Gefährdungsbeurteilung vornehmen. Müssen Arbeitgeber nun jedem Mitarbeiter einen persönlichen Kontrollbesuch abstatten? Keineswegs. Der Arbeitsschutz beinhaltet keine Kontrollpflicht des Homeoffice-Arbeitsplatzes, erfordert aber eine genaue Befragung der Umstände sowie eine angemessene Unterweisung der Mitarbeitenden auch hinsichtlich der Vorgaben der Betriebssicherheitsverordnung für Arbeitsmittel.

Der Arbeitgeber muss demnach Schutzmaßnahmen sowohl für die Arbeitsmittel als auch für deren sichere Verwendung treffen. Das bedeutet, dass die Arbeitsmittel einerseits grundsätzlich für den Einsatzzweck geeignet und mit den entsprechenden Sicherheitseinrichtungen ausgestattet sein sollten. Andererseits müssen die Arbeitsmittel auch sicher und ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen verwendet werden können. Das heißt, dass Arbeitnehmer z.B. psychische und ergonomische Aspekte wie biomechanische Belastungen, die Körperhaltung, das Arbeitstempo und Pausen mitbedenken müssen.

#3 Datenschutz

Im Homeoffice bestehen besonders hohe Anforderungen an Datensicherheit und IT-Infrastruktur. Der Arbeitgeber muss bei der Einrichtung eines Homeoffice-Arbeitsplatzes für die geeigneten Datenschutzvorkehrungen sorgen. Er muss er gewährleisten, dass die datenschutzrechtlichen Voraussetzungen während der Ausübung der beruflichen Tätigkeit im Homeoffice dauerhaft vom Arbeitnehmenden eingehalten werden können. Dieser muss sicherstellen, dass er allein – keine Familienangehörigen oder Dritte – Zugang zu PC und Mobiltelefon und den darauf befindlichen, vertraulichen Daten am Homeoffice-Arbeitsplatz hat. Eine Möglichkeit, um Datensicherheit für den täglichen Datentransfer zu gewährleisten, ist eine VPN-Verbindung.

#4 Mitbestimmung bei mobiler Arbeit

Das Betriebsrätemodernisierungsgesetz regelt, dass Betriebsräte bei der Ausgestaltung mobiler Arbeit mitbestimmen können. Dazu gehören Regelungen über den zeitlichen Umfang mobiler Arbeit, über Beginn und Ende der täglichen Arbeitszeit oder den Ort, von welchem aus gearbeitet werden kann und darf. Aber auch Regelungen zu konkreten Anwesenheitspflichten in der Betriebsstätte des Arbeitgebers, zur Erreichbarkeit, zum Umgang mit Arbeitsmitteln der mobilen Arbeit und über einzuhaltende Sicherheitsaspekte gehören zu den mitbestimmungspflichtigen Themen.

Wie die Mitbestimmung des Betriebsrats genau aussieht, welche Themenbereiche in einer Betriebsvereinbarung geregelt werden können und eine Checkliste zu den Rechten des Betriebsrats bei mobilen Arbeitsformen finden Sie beispielsweise im Booklet „Betriebsrat und Mitbestimmung – Schnell informiert. Richtig handeln“ (BUND Verlag).

#5 Unfallversicherungsschutz im Homeoffice

Einer der Punkte, die sich bei Umsetzung einer Homeoffice-Regelung nicht ändern, ist der Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung. Dieser war bereits nach der bisher geltenden Rechtslage auch im Homeoffice gegeben – zumindest dann, wenn ein Unfall in unmittelbarem Zusammenhang mit der Arbeit stand: Wege zum Drucker oder zum Bücherschrank waren bereits versichert, nicht aber der Gang zur Kaffeemaschine oder zum Kühlschrank.

Diese Lücke hat das Betriebsrätemodernisierungsgesetz nun durch eine Anpassung des § 8 SGB VII geschlossen, wonach der Versicherungsschutz in gleichem Umfang wie bei Ausübung der Tätigkeit im Unternehmen besteht, wenn die versicherte Tätigkeit im Haushalt der Versicherten („Homeoffice“) oder an einem anderen Ort („mobile Arbeit“) ausgeübt wird. Darüber hinaus wird der Unfallversicherungsschutz bei einer Homeoffice-Tätigkeit auch auf Wege ausgedehnt, die Beschäftigte zur Betreuung der Kinder außer Haus zurücklegen.

Sind sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber der gesetzlichen Homeoffice-Regelungen bewusst und befolgen alle Maßnahmen, steht dem Umzug des Arbeitsalltags in die eigenen vier Wände nichts mehr entgegen. Doch auf welche Faktoren kommt es letztlich an, ob sich Arbeitnehmer für oder gegen das Homeoffice entscheiden? Wir haben Ihnen bekannte Vorurteile, Mythen und Besonderheiten zum Thema Homeoffice zusammengetragen und auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft.

Home-Office: Vor- oder Nachteil für Arbeitnehmer von heute?

Vorteile & Nachteile von Homeoffice für Arbeitnehmer | TechMinds

Aussage 1: Im Homeoffice arbeiten bietet flexible Arbeitszeiten.

Vorteil: Dank der flexiblen Arbeitszeiten, die das Homeoffice ermöglicht, muss niemand mehr um 8 Uhr vor Ort im Büro sein, obwohl der erste Besprechungstermin erst um 10 Uhr ansteht. Wäsche waschen, einkaufen, kochen und die Bespaßung des Nachwuchses können über den Tag verteilt und relativ frei eingeteilt werden. Im Homeoffice ist es möglich, gemeinsam die Kinder ins Bett zu bringen – bevor es im Anschluss daran wieder an die Arbeit geht.

Nachteil: Die Versuchung, abends länger wach zu bleiben und am nächsten Morgen gemütlich auszuschlafen, ist natürlich im Homeoffice eher gegeben. Doch genau das kann schnell schief gehen und zu einer unproduktiven Routine führen. Aufgrund des gesplitteten Arbeitsalltags und der fehlenden räumlichen Trennung von Wohn- und Arbeitsraum steigt die Wahrscheinlichkeit von Überstunden: Diese häufen sich im Homeoffice mehr als während der Arbeit im Büro.

Gerade bei Vertrauensarbeitszeit im Homeoffice komme es – laut einer neuen Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung – zu belastender Mehrarbeit: Beschäftigte machten mit 3,5 Stunden pro Woche fast doppelt so viele Überstunden, wie wenn die Arbeitszeit betrieblich erfasst wird. Und selbst dann häufen Vollzeitbeschäftigte wöchentlich noch immer zwei Stunden Mehrarbeit an. Problematisch ist, dass die Überstunden im Homeoffice oft nicht erfasst und vergütet werden. Besonders betroffen sind Menschen mit Projektarbeit und festen Abgabeterminen. Andererseits ist zu bedenken, dass auch die Fahrzeit wegfällt.

Aussage 2: Im Homeoffice finde ich Ruhe und Kontemplation!

Vorteil: Das Homeoffice bietet den offensichtlichen Vorteil, dass Arbeitnehmer nicht in einem lauten Großraumbüro sitzen müssen, in dem sie – wohl oder übel – die Gespräche ihrer Sitznachbarn mitverfolgen und in der eigenen Arbeit gestört werden. Am Arbeitsplatz Zuhause kann dagegen entspannt und ungestört gearbeitet, telefoniert und den Gedanken nachgegangen werden. Schließlich sind keine Vorgesetzten oder Kollegen da, die mit Geräuschen, Unterhaltungen und leidlichen Angewohnheiten stören können. Gerade introvertierte Arbeitnehmer blühen oftmals auf, wenn sie im Homeoffice arbeiten: Der Fokus liegt hier ganz auf der Arbeit und weniger auf sozialer Interaktion.

Nachteil: Vor allem Mitarbeiter, die allein leben, spüren besonders deutlich, dass die zwischenmenschlichen Kontakte des gewohnten Arbeitsalltags in den eigenen vier Wänden fehlen. Die dadurch bedingte soziale Isolation kann zu einer echten psychischen Belastung werden: „Menschen arbeiten immer stärker isoliert. Das ist eine verpasste Chance, um miteinander zu interagieren“, sagt Dhruv Khullar, Arzt am Massachusetts General Hospital. Er forscht seit Jahren zu den Auswirkungen von sozialer Isolation und Einsamkeit. Seine Schlussfolgerung: Das Homeoffice entfremdet Menschen zunehmend – die gesundheitlichen Folgen sind dabei noch kaum abzusehen. „Ich glaube, dass wir im Laufe der Zeit negative Auswirkungen durch die Heimarbeit, das Allein-Arbeiten, das digitale Arbeiten auf die Gesundheit der Menschen erleben werden.“

Der direkte Kontakt zu Kollegen im Büro sorgt dafür, dass tagtäglich soziale Interaktion stattfindet. Experten empfehlen deshalb, aktiv gegen den Homeoffice-Blues anzukämpfen: Anstatt sich in der Teeküche spontan privat auszutauschen, kann das im Home-Office auf das Ende eines Calls oder in den Chat verlagert werden. Auch das gemeinsame Mittagessen ist weiterhin – wenn auch virtuell – mit den Kollegen möglich.

Aussage 3: Durch das Homeoffice habe ich mehr Freizeit!

Vorteil: Einer der größten Vorteile im Homeoffice ist für die meisten Arbeitnehmer das Wegfallen des langen Fahrtwegs. Fortan gibt es kein Warten in stundenlangen Staus mehr, keine verspäteten Bahnen und eingefrorene Finger. Arbeitnehmer starten so entspannt in den Tag, können länger schlafen und sich direkt mit einer Tasse Kaffee an den Laptop setzen. So wird wertvolle Zeit eingespart und die Arbeit kann direkt nach dem Aufstehen beginnen.

Nachteil: Auch wenn der tägliche Pendelweg nicht immer gute Laune beschert, sorgt er doch für einen aktiven Orts- und Raumwechsel, der im Homeoffice fehlt: Laut einer Studie der Forschungsinstitute IGES und Forsa, für die 7000 Beschäftigte vor und nach der Pandemie befragt wurden, vermisst jeder Zweite die klare Trennung zwischen Job und Privatleben. Bei den 18- bis 29-Jährigen bemängelt dies sogar eine Mehrheit von 52 Prozent. Lebens- und Arbeitsalltag gehen immer weiter ineinander über und fehlende Strukturen am Homeoffice-Arbeitsplatz können schnell zu einer psychischen Belastung der Arbeitnehmer führen.

Neben einem fehlenden Orts- und Raumwechsel mangelt es im Homeoffice zudem meist an Bewegung. Durch den Wegfall des Pendelweges, aber auch der alltäglichen Wege im Office bewegen sich viele Arbeitnehmer zu selten – mit eklatanten Folgen für die eigene Gesundheit. Laut einer Forsa-Umfrage für die DAK-Gesundheit bewegen sich 44 Prozent der Befragten im Homeoffice deutlich weniger als früher. Ein Drittel hat mindestens drei Kilogramm zugenommen, bei sieben Prozent konnte eine Gewichtszunahme von mehr als fünf Kilogramm beobachtet werden. Geringe körperliche Aktivität in Verbindung mit langem Sitzen ist folglich Gift für jeden Körper. Um langfristig gesund im Homeoffice zu arbeiten, muss dem Bewegungsmangel aktiv entgegengewirkt werden: Die WHO empfiehlt 150 Minuten körperliche Aktivität pro Woche, um Risiken zu nivellieren. 

Aussage 4: Im Homeoffice bin ich selbstbestimmter und produktiver!

Vorteil: Fokussiertes Arbeiten ist im Homeoffice einfacher möglich als in einem Großraumbüro, wo der Chef bereits frühmorgens mit den ersten Änderungswünschen um die Ecke kommt. Wer als Arbeitnehmer vor Ort erreichbar und ansprechbar ist, bekommt unter Umständen zudem auch mehr Arbeit aufgebürdet als derjenige, der allein im stillen Kämmerlein an der Ausarbeitung seiner Ideen arbeitet.

Die aktuelle Studie „Future of Work and Skills” (Dezember 2021) von PwC bestätigt die Produktivitäts-These: Homeoffice und hybride Arbeitsformen sorgten für einen kurzfristigen Anstieg der Produktivität in den meisten Unternehmen. So geben 57 Prozent der befragten Führungskräfte an, in den vergangenen zwölf Monaten eine Verbesserung bei Mitarbeiterleistung und dem Erreichen von Produktivitäts-Zielen in ihren Unternehmen wahrgenommen zu haben. Nur 4 Prozent der Befragten berichten von einer Verschlechterung der Produktivität.

Nachteil: Während die Produktivität im Homeoffice nachweislich steigt, mangelt es gleichzeitig in vielen Betrieben noch an einem digitalen Äquivalent zur im Betrieb gelebten Unternehmenskultur. Nicht nur für den Zusammenhalt, sondern auch für Arbeitsmoral und Motivation wird es für Arbeitnehmer immer wichtiger, Teil einer modernen Unternehmenskultur zu sein, die sie in ihren Zielen und Werten unterstützt.

Laut einer Studie der DAK fühlt sich jeder vierte Beschäftigte im Homeoffice durch den Arbeitgeber oder Chef nicht ausreichend wahrgenommen. Führungskräfte sind gefragt, sich mit den Anliegen ihrer Teams auseinanderzusetzen, ihnen zuzuhören und auf Probleme und Wünsche einzugehen. Unternehmen müssen sich also überlegen, wie die Coporate Culture auch im Homeoffice umgesetzt werden und alle Mitarbeiter gleichermaßen auch in den eigenen vier Wänden Beachtung und Ansprache erhalten.

Aussage 5: Zuhause arbeiten ist einfach bequemer – und genauso sicher, wie vor Ort!

Vorteil: Im Homeoffice sind Arbeitnehmer weniger von schlechtem Wetter abhängig und können sich bequem am eigenen Arbeitsplatz zurücklehnen – zumindest dann, wenn die betriebliche Infrastruktur auch zuhause umgesetzt werden konnte.

Nachteil: Wer den unternehmensinternen Standard Zuhause umsetzen möchte, muss als Arbeitnehmer oft selbst tief in die Tasche greifen. Monitor, Bürostuhl, Schreibtisch, Webcam und digitales Whiteboard kosten Geld – und müssen zudem IT-Anforderungen erfüllen, um auch fernab des Firmennetzwerks ausreichende Sicherheitsstandards zu erfüllen.

Laut einer bundesweiten, repräsentativen Umfrage des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik, in der 1000 Unternehmen zu ihrer Homeoffice-Situation befragt wurden, nutzen 42 Prozent der Unternehmen ausschließlich unternehmenseigene IT für das Homeoffice. In etwa jedem vierten Betrieb kommt sowohl private als auch unternehmenseigene IT zum Einsatz – dabei gibt es kaum einen Unterschied, ob es sich um große oder kleine Firmen handelt. Das bedeutet: Viele Arbeitnehmer sind noch immer selbst dafür zuständig, sich um eine funktionierende Ausstattung des eigenen Homeoffices zu kümmern.

Ausstattung im Homeoffice | TechMinds

Fazit: Wer von Zuhause aus effektiv und produktiv arbeiten möchte, muss eine Reihe an Faktoren berücksichtigen, die dem eigenen Erfolg im Wege stehen könnten.

Sind meine Kinder betreut? Habe ich genügend Platz für einen eigenen Schreibtisch? Kann ich mich konzentrieren, wenn der Fernseher neben mir steht und die Wäsche darauf wartet, gebügelt zu werden? Habe ich auch außerhalb des Büros ausreichend soziale Kontakte? Finde ich genug Zeit, um tatsächlich zu arbeiten – oder laufe ich den ganzen Tag zwischen Geschirrspülmaschine, Supermarkt und Kindergarten hin und her? Auch braucht es ein gewisses Budget, um einen ergonomischen Arbeitsplatz einzurichten und IT-Standards außerhalb des Offices einzuhalten.

Physische Probleme durch Arbeiten im Homeoffice | TechMinds

Homeoffice-Regelung – Fazit

Wie bereits in Punkt drei erwähnt, gibt es aktuell keinen gesetzlichen Anspruch auf Homeoffice – anders als beispielsweise in den Niederlanden. Dort sieht das Gesetz vor, dass Mitarbeiter in einem Unternehmen ab zehn Beschäftigten das Recht haben, im Homeoffice zu arbeiten. Die Bedingung ist, dass durch die Heimarbeit keine Sicherheitsrisiken entstehen und keine zwingenden betrieblichen Gründe dagegen sprechen, die Anwesenheit am Arbeitsplatz beispielsweise nicht obligatorisch ist. Dabei obliegt dem Arbeitgeber die Beweislast, dass die Arbeit zwingend im Büro erledigt werden muss.

Zurzeit liegt in Deutschland die Entscheidung, ob Arbeiten im Homeoffice für Arbeitnehmende möglich ist, prinzipiell beim Arbeitgeber – noch. Mitarbeitende können also nicht vom Unternehmen verlangen, von Zuhause aus arbeiten zu dürfen. Aufgrund des Fachkräftemangels, Steigerung der Arbeitgeberattraktivität und der aktuellen Wiedereinführung der Homeoffice-Pflicht sind Arbeitgeber wieder zum Handeln aufgerufen, um das Homeoffice rechtssicher durchzuführen. Es bleibt abzuwarten, ob in naher Zukunft auch in Deutschland ein Recht auf Homeoffice gesetzlich verankert wird. Der aktuelle Gesetzentwurf, der das mobile Arbeiten in § 111 GewO verorten will, orientiert sich eher an dem Begriffsverständnis, das durch die Pandemie entwickelt wurde. Infolgedessen wird das Homeoffice aktuell als ein Unterfall der mobilen Arbeit eingeordnet.

Ausblick: Zukünftige Homeoffice-Entwicklungen

Ginge es nach den Arbeitnehmern, ist mehr Homeoffice auf jeden Fall zu begrüßen: Laut DAK wollen 76,9 Prozent der Beschäftigten, die erst seit der Corona-Krise regelmäßig in der eigenen Wohnungen arbeiten, diese Arbeitsform auch in Zukunft beibehalten – zumindest für einzelne Tage der Arbeitswoche. Auch das Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ist sicher: Homeoffice wird in den nächsten Jahren eine deutlich größere Rolle spielen als vor Corona: 58 Prozent der Unternehmen wollen auch nach der Krise das Arbeiten im Homeoffice, Telearbeit und mobiles Arbeiten im jetzigen Umfang beibehalten oder das Angebot sogar ausweiten.

Nur jedes sechste Unternehmen will nach Abklingen der Covid19-Pandemie die Homeoffice-Angebote einstellen: „Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben“, fasst BSI-Chef Arne Schönbohm die Ergebnisse zu diesem Punkt zusammen.

Fest steht: Das Thema Homeoffice wird uns ebenso wie die Digitalisierung unserer Lebens- und Arbeitswelt die kommenden Jahre begleiten, bis es sich als neue Normalität in unserem Bewusstsein und unseren Gesetzen verankert hat.

Florenz Klasen | TechMinds Personalberatung Team

AUTOR DES BEITRAGS

Florenz Klasen, Wirtsch.-Ing. (Managing Partner, Senior HR Consultant)

Der gebürtige Hamburger, Florenz Klasen, studierte Wirtschaftsingenieurwesen in Hamburg und Birmingham. Zunächst arbeitete Herr Klasen im internationalen Tech-Konzern NXP und arbeitet nun seit über 7 Jahren im Executive / Expert Search. LinkedIn-Profil >  | Interview mit Florenz Klasen >

Herr Klasen ist bei TechMinds Ihr primärer Ansprechpartner, ob zu Personalvermittlung von Führungskräften für IT & Tech, Fachkräftevermittlung oder Personalberatung für Digitale Transformation. TechMinds ist die Tech & IT Personalvermittlung und spezialisierter Tech & IT Headhunter mit Boutique-Charakter.

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